Trauriger Rekord bei Drogentoten

So groß ist das Drogen-Problem in NRW

In Nordrhein-Westfalen gibt es mehr Drogentote als je zuvor. 2023 waren es 872. Politik, Sozialarbeiter und Betroffene kennen das Problem, eine Besserung ist allerdings nicht in Sicht.

Der Worringer Platz in Düsseldorf ist seit langem ein Anlaufpunkt für die Drogen-Szene. Philipp Braun und sein Team sind im Verein Flingern mobil. Der kümmert sich um die Konsumenten vor Ort. Die Mitglieder reden mit ihnen, bieten ihnen Essen und Trinken oder auch sauberes Spritzbesteck an. Es wird nah an den Drogenkonsumenten gearbeitet: Braun erklärt: „Wir suchen die Plätze , wo sich Leute auf der Straße aufhalten, wo die Leute leben, wo ihr Wohnzimmer ist.”

Ein altbekanntes Problem

Öffentlicher Drogenkonsum am Worringer Platz ist nicht neu. Aber ein Zustand, der sich mittlerweile in vielen NRW-Städten ausbreitet. Ein Problem, das auch im Düsseldorfer Landtag bekannt ist. Marco Schmitz von der CDU beschreibt: „Das ist vollkommen abschreckend. Und das ist ja das, wo wir dran arbeiten müssen. Es geht ja auch immer noch um Menschen, die da eine Krankheit haben. Und es ist immer schwierig zu sagen: dann setzt sie doch raus aufs grüne Land. Sie sind nun mal in den Städten und da müssen wir den Menschen helfen.”

Der Konsum verändert sich

Das geschieht in erster Linie über Drogenkonsumräume, Streetwork und Suchthilfeberatungen, die oft Hand in Hand arbeiten. Und trotzdem lässt sich die Situation kaum in den Griff bekommen: immer mehr Menschen konsumieren, immer mehr Menschen sterben. Ein wesentlicher Grund: gefährlichere Drogen aus dem Ausland. Marco Schmitz erklärt: „Ich glaube einfach, dass die Drogen, die jetzt nach Nordrhein-Westfalen, Deutschland kommen, allgemein stärker sind, als wir sie früher gehabt haben.”

Früher wurde vor allem Heroin konsumiert, heute ist Crack aus dem Vormarsch. Der Name kommt vom „Knacken”, das beim Rauchen des Kokains entsteht. Philipp Braun weiß, was die Droge mit den Konsumenten macht: „Die Leute schlafen viel seltener. Die Leute essen nicht mehr. Die Leute trinken nicht mehr. Das macht natürlich was mit dem Geist und mit der Seele.”

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Betroffene berichten: es gibt keine wirkliche Lösung

Der Sozialarbeiter versteht aber auch, dass Leute vom Anblick der Konsumenten verstört sind. Auch Geschäftsinhaber hier sind genervt und verzweifelt. Seit 1996 befindet sich der Laden „DJs Delight” am Worringer Platz. Geschäftsführer Jan Millack hat in dieser Zeit viel miterlebt: „Das geht von Diebstahl über Drogenkonsum, Dealerei und auch Prostitution. Eigentlich ist da alles dabei.”

Junkies sollen wenigstens nicht in den Laden kommen. Jeder, der rein will, muss vorher klingeln. Millack erklärt die besondere Maßnahme: „Genau das ist gegen Diebstahl in erster Linie. Also ich meine, wir hatten ja jetzt in den letzten zwei Wochen wieder zwei Versuche, dass Sachen entwendet werden sollten.”

Die Drogenszene. Für alle Beteiligten - Ladenbetreiber, Politiker und Sozialarbeiter - eine riesige Herausforderung. Eine, die nicht kleiner wird. Und für die niemand eine Patentlösung parat hat.