Im Mutterland des Motors
Sind E-Fuels die Rettung? Der Verbrennungsmotor, das E-Auto und die Zukunft
Das Auto soll verschwinden - zumindest der klassische Verbrenner. Das will die EU ab 2035 durchsetzen. Neuwagen sollen dann keine Benzin- oder Dieselmotoren mehr haben. Der Absatz von E-Autos ist aber noch niedrig. Die Situation ist unsicher und die Autobauer halten erstmal am Verbrenner fest.
„Die Technik ist noch lange nicht am Ende.“
Mit einem lauten Wummern startet Bernd Ramler seinen Mercedes-AMG. Ein Auto, das er nur zum Spaß fährt. In der Stadt fährt er auch gerne mal im E-Auto. An diesem Tag fährt er aber im Regen von Solingen über die L427. Auf dem Teilstück, auf dem früher schon Formel 1 Piloten den Berg hochrasten. Damals, als die Strecke noch das Klingenring-Bergrennen beheimatete. Ein Großevent zu einer Zeit, in der niemand an der Zukunft des Verbrennungsmotors gezweifelt hat - auch Bernd Ramler nicht. In den 70ern studierte er Elektrotechnik und Maschinenbau an der RWTH Aachen. Danach arbeitete er 30 Jahre lang als Motorenentwickler bei Mercedes, AMG und Porsche. Er machte die Motoren effizienter, sauberer, besser. Trotzdem sehen manche in ihm einen alten, weißen Mann. Einen Menschen, der den Verbrenner nicht loslassen kann. Sein Lebenswerk sieht Ramler aber nicht gefährdet. „Wenn Sie ein Auto sehen aus den 60er, 70er Jahren sehen, da hat ein Käfer zehn Liter verbraucht. Die Autos hatten Emissionen, dass man sich die Nase zuhalten musste. Diese ganzen Geschichten sind inzwischen erledigt.“

Hoffnungsträger synthetische Kraftstoffe
Bernd Ramler sieht noch Potential im Verbrennungsmotor. Seine Hoffnungen setzt er vor allem auf synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels oder HVO. „Wenn man den Weg offenlässt, dann wird dieser Weg beschritten und der Markt bestimmt letztendlich, ob eine Wirtschaft kaputt geht oder nicht.“ Allerdings sind diese Kraftstoffe noch zu teuer und werden erst langsam weiterentwickelt. Trotzdem hat auch die EU beim Verbrennerverbot eine Ausnahme gemacht. Eine Hintertür für E-Fuels. Denn Autos, die ausschließlich mit diesem künstlich hergestellten Sprit fahren, können auch nach 2035 weiter zugelassen werden. Darauf hatte 2023 die FDP gedrängt.
Herausforderungen für die Elektromobilität
Der Umstieg auf E-Autos läuft in Deutschland aber schleppend. Viele Kunden zögern wegen hoher Preise, mangelnder Ladeinfrastruktur und teurer Stromkosten. Autoexperte Stefan Bratzel fasst die Hürden unter der Abkürzung RIP zusammen. Das steht für Reichweite, Infrastruktur und Preis. Laut Bratzel werden diese Punkte aber nach und nach verbessert. Die Autos kämen auch im Winter auf Reichweiten von 400 Kilometern und die Ladeinfrastruktur werde ausgebaut. Der Preis der Autos werde seiner Ansicht nach bald weiter sinken. Deutschland hatte das Ziel bis 2030 15 Millionen E-Autos auf der Straße zu haben. Das kommt aber wohl zu früh, denn aktuell sind es nur etwa 1,7 Millionen. Trotzdem ist Bratzel überzeugt: „Elektromobilität wird kommen, aber vielleicht nicht ganz so schnell, wie der eine oder andere sich das gedacht hat.“
Verbrenner alternativlos
Bei der DEUTZ AG in Köln wird der Verbrenner aber erstmal nicht verschwinden. Der erste Motorenhersteller der Welt ist darauf angewiesen. Denn bei großen Maschinen für die Landwirtschaft oder auf dem Bau wären Elektromotor und Batterie zu groß und schwer. Der Verbrenner ist oft die einzige vernünftige Lösung. Mittlerweile bietet die DEUTZ AG aber auch Elektromotoren bei größeren Maschinen, wie Baggern, an. Für den Chef der New Technology Sparte, Bert van Hasselt, muss der Motor am Ende auf den Kunden zugeschnitten sein. „Wir wollen mit so einem Gerät auch einen Business Case machen. Die Kunden müssen investieren wollen, weil sich diese grüne Technologie tatsächlich lohnt.“
E-Ausbau verzögert sich
Trotz politischer Ziele investieren viele Hersteller weiterhin in Verbrennungsmotoren, auch im Autosektor. Der Grund: Bislang verkaufen die Firmen noch zu wenige E-Autos. Mit den Verbrennern machen sie dagegen weiter Gewinne. Aber auch der ADAC rechnet damit, dass E-Autos bald günstiger sein könnten. Am Ende ist aber nicht nur der Preis des Autos wichtig, sondern auch der Strompreis. Noch ist das Tanken an öffentlichen Ladesäulen zu teuer. Deutschland steht hier EU-weit am schlechtesten da.