Im Rhythmus von „Stayin’ Alive“Reanimation auf dem Stundenplan - Schüler lernen Leben retten

von Daria Semcov

Musikunterricht mal anders: Am Heinrich-Heine-Gymnasium in Köln steht kein Notenlesen auf dem Programm – sondern Überleben. Mit den Bee Gees im Ohr üben Schüler den Ernstfall: Reanimation im Takt von „Stayin‘ Alive“.

Prüfen, rufen, drücken

Eine gemeinsame Aktion von Gesundheitsamt und Feuerwehr Köln, die zeigt, wie einfach und wichtig Helfen sein kann. Rund 10.000 Notrufe enden in Deutschland jedes Jahr tödlich. Runtergebrochen bedeutet das: 200 Menschen täglich hätten gerettet werden können. Ulrich Laschet von der Kölner Feuerwehr bringt es auf den Punkt: „70 Prozent der Fälle passieren im privaten Umfeld. Also nicht irgendjemand, den man nicht kennt. Sondern die Oma, die Tante, die Mutter, der Vater, der Freund und da sollte dann der Wille da sein, diese Laienreanimation durchzuführen.“ Das Prinzip ist simpel: Ansprechbarkeit prüfen – 112 wählen – Herzdruckmassage starten. Dranbleiben, bis professionelle Hilfe eintrifft. Notärztin Alev Kalkan, die selbst Schülerin an der Schule war, sagt: „Es ist gar nicht so schwierig. Die Hemmung das zu machen ist größer, als es selber zu machen. Man braucht gar nicht viel, man braucht nur die zwei Hände – und einfach drücken.“

Reanimation auf dem Stundenplan

Damit das Gelernte nicht in Vergessenheit gerät, wird die Herzdruckmassage künftig Pflichtstoff. Ab nächstem Jahr sollen alle Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse einmal jährlich trainieren. Schulleiter Marcus von Grabczewski: „Je geschulter man in Routinen ist, desto einfacher ist es, im Notfall Hand anzulegen – und das kann unter Umständen lebensrettend sein.“ So wird es wohl noch öfter musikalisch im Unterricht – auch ohne Musikunterricht. Denn wenn Leben retten auf dem Stundenplan steht, gilt nur ein Takt: „Stayin‘ Alive“.