Nach Angriff auf junge Frau mit BehinderungMutmaßlicher Vergewaltiger tot aufgefunden – Mutter erhebt Vorwürfe gegen Polizei

von Niklas Bönsch

Der Tod eines mutmaßlichen Sexualstraftäters sorgt in Duisburg für Aufregung: Nach dem Angriff auf eine junge Frau mit geistiger Behinderung stellt sich ihre Familie die Frage, ob die Ermittlungen der Polizei schnell genug gelaufen sind. Die Mutter erhebt Vorwürfe – aber für ihre Tochter steht vor allem die Bewältigung des Erlebten im Vordergrund.

Erleichterung nach Schock-Nachricht

Der mutmaßliche Vergewaltiger ihrer Tochter ist tot. Für Beate Davids aus Duisburg bedeutet das vor allem ein Stück Erleichterung. „Meine Tochter kann jetzt damit abschließen, dass er nicht mehr da ist. Die hat ja viel aufzuarbeiten jetzt“, sagt sie im Gespräch mit RTL WEST.

Der Tag des Übergriffs

Was war passiert? An einem Sonntag klopft es laut der Familie an der Wohnungstür. Mutter Beate ist nicht zu Hause, ihre Tochter Shakira – eine junge Frau mit geistiger Behinderung – schon. Sie öffnet. Vor ihr soll ein Mann gestanden haben, „Er hat mich einfach nur dahingezogen, mich angefasst. Und ich wollte das nicht. Und ich habe direkt um Hilfe gerufen“, schildert Shakira. Der Mann flüchtet, offenbar abgeschreckt durch ihre Schreie.

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Kamera-Aufnahmen – und Frust über die Polizei

Überwachungskameras im Hausflur zeichnen den mutmaßlichen Täter auf. Beate Davids bringt die Aufnahmen sofort zur Polizei – und erlebt einen Dämpfer. „Sie hat nur gesagt: ‘Ja, was soll man denn damit? Da kann man nichts mit anfangen.’ … ‘Nee, das können Sie da mitnehmen.’ Da habe ich das Gerät natürlich wieder mitgenommen.“

Eigeninitiative führt zu Verdächtigem

Die Mutter gibt nicht auf und verschickt Videoausschnitte an Bekannte. Eine Freundin, Kioskbesitzerin Verena Kirchberg, erkennt den Mann sofort: „Es ist ein Kunde von mir. Krasser Scheiß, geht ja gar nicht.“ Noch am selben Abend findet Beate Davids den Verdächtigen im Internet, zeigt ihrer Tochter Fotos – und geht erneut zur Polizei. Statt Dank bekommt sie eine Warnung: „Ob ich denn wüsste, dass ich mich damit strafbar machen würde?“, wurde ihr von den Beamten gesagt. Rechtsanwalt Arndt Kempgens ordnet den Fall ein: „Es ist zulässig, im privaten Bereich Bilder herum zu zeigen, um jemanden zu identifizieren. Das ist natürlich eine Grauzone, aber meines Erachtens noch erlaubt.“

Haftbefehl – aber keine schnelle Festnahme

Die Polizei versucht noch in der Nacht, den Mann festzunehmen, trifft ihn aber nicht an. Am nächsten Tag werden die Videoaufnahmen des Vermieters ausgewertet, die den Verdacht bestätigen. Haftbefehl wird erlassen, eine Woche später folgen Durchsuchungen – da ist der Verdächtige offenbar schon verschwunden. Die Staatsanwaltschaft Duisburg sieht dennoch kein zu spätes Handeln: „Meines Erachtens ist das hier sehr zügig abgelaufen“, sagt Sprecher Felix Bachmann.

Verdächtiger stirbt in Niedersachsen

Schließlich die Wende: Der Beschuldigte wird tot aufgefunden, in Niedersachsen. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Beate Davids bleibt bei ihrer Kritik an der Polizei, will nun aber vor allem nach vorne schauen. Ihre Tochter befindet sich inzwischen in Therapie.