Tropische Algen aus SüdlohnLandwirt setzt auf Spirulina-Alge - Nahrungsergänzungsmittel als neues Superfood?
Ein Landwirt aus Südlohn setzt auf Algen. Er hat sich von der Viehzucht verabschiedet und baut auf rund 3.000 Quadratmetern Spirulina-Algen an. Die grüne Wasserpflanze wird in Lebensmitteln weiterverarbeitet.
Alge statt Vieh
Landwirt Steffen Kemper hat seine alten Felder in Südlohn umfunktioniert - zu einer Algenfarm. Dort baut der 30-Jährige die Spirulina-Alge an. Vor vier Jahren war für Steffen Kemper und seine Familie klar: Die klassische Landwirtschaft hat bei ihnen keine Zukunft mehr. Also nimmt die Familie dafür mehr als eine Million Euro in die Hand. Zusammen mit Biologe Frank Winter aus Gießen startet sie vor zwei Jahren ihre Algenfarm. Der 45-Jährige arbeitet seit 2012 an der Produktion und steht dem Landwirt als Berater zur Seite. Für ihn ist es ein großer Erfolg, dass die tropische Alge auch bei uns in Deutschland wächst. Das funktioniert durch das beheizte Wasser und Sonnenlicht.
Schonendes Trocknungsverfahren bei 42 Grad
Geerntet wird die Alge über Schläuche. Die grüne Masse wird abgesaugt und unterirdisch ins Nebengebäude befördert - laut Landwirt drei Tonnen im Jahr. Nebenan wird die Mikroalge dann aus dem Süßwasser gefiltert. Das restliche Wasser geht wieder zurück in die Becken. Der Alge wird zuerst die Feuchtigkeit entzogen. In einer sogenannten Spaghetti-Maschine wird die Masse anschließend portioniert. So gehts dann bei 42 Grad für sieben Stunden in eine Trockenkammer.
Alge als Lebensmittel
Ist die Spirulina getrocknet, wird sie entweder verkauft oder direkt verarbeitet. So entstehen zum Beispiel Pulver, Tabletten, Salz oder ein Müsli-Mix. Ernährungsberaterin Laura Weickhardt sieht die grünen Minis als Allrounder im Alltag. Durch das schonende Trocknen schmecken sie eher neutral und nicht nach Fisch. Die Alge hat einen hohen Eiweiß- und Eisengehalt. Für die Verbraucherzentrale NRW ist die Mikroalge kein Wundermittel. Um den hohen Eiweißgehalt auch aufzunehmen, müssten hohe Mengen eingenommen werden. Das ist teuer: 40 Gramm von einem Spirulina Granulat kosten 13 Euro. Die Verbraucherzentrale lobt aber den regionalen Anbau, wie bei Steffen Kemper. Denn Spirulina aus dem Ausland ist oft mit Schadstoffen belastet. Der Landwirt aus Südlohn prüft mindestens einmal die Woche sein Wasser und seine Mikroalgen. Für ihn und sein Team ist die Spirulina die Zukunft. Sie sind überzeugt von den kleinen Lebewesen. Die für sie etwas ganz Großes sind.