Streit zwischen Kommunen und KrankenkassenKrankenkassen wollen nicht für Fehlfahrten des Rettungsdienstes zahlen - müssen Patienten die Kosten bald übernehmen?

von Vanessa Brodka

Nicht jeder Rettungseinsatz endet im Krankenhaus. Oft reicht auch eine Behandlung vor Ort. Doch für diese sogenannten Fehlfahrten könnten Patienten aus NRW künftig selbst zahlen.

Städtetag NRW ist alarmiert

Bei 112 zählt jede Sekunde. Aber wer anruft, bekommt bald vielleicht auch eine Rechnung. Denn nicht jeder Einsatz endet im Krankenhaus. Oft helfen Sanitäter direkt vor Ort oder es war falscher Alarm. Dann ist die Rede von einer sogenannten „Fehlfahrt“. Selbst, wenn der Patient dabei stirbt. Die Kosten könnten die Betroffenen bald ausbaden, warnt der Städtetag NRW. Jahrelang haben die Krankenkassen für die Einsätze bezahlt, so Christine Wilcken. Doch jetzt berufen sie sich auf eine Gesetzeslücke. Demnach müssen sie nur den Transport ins Krankenhaus übernehmen. Jeder fünfte Einsatz endet dort aber nicht. Der Rettungsdienst kostet in NRW im Schnitt 1.260 Euro.

Gesundheitssystem am Ende?

Deutschland hat ohnehin schon mit die höchsten Gesundheitsausgaben weltweit. Doch das System stößt jetzt an seine Grenzen: Kosten explodieren, Menschen werden immer älter, nicht jeder, der ärztlich versorgt wird, zahlt dafür - wie beispielsweise Bürgergeldempfänger. Auch Migration spielt eine Rolle. NRW-Gesundheitsminister Laumann (CDU) will jetzt die Kassen und Kommunen an einen Tisch bringen, um schnellstmöglich einen Kompromiss zu finden. Bund und Land arbeiten auch an einer Gesetzesänderung. Demnach sollen Krankenkassen auch die Fehlfahrten übernehmen. Die Verhandlungen laufen. Aber wer zahlt, bis die durch sind? Die gesetzlichen Krankenkassen und Krankenkassenverbände in NRW versichern auf RTL WEST Anfrage: „Eine Kostenabwälzung durch die Kommunen auf die Versicherten ist aus Sicht der Krankenkassen nicht vorgesehen und auch nicht sachgerecht.” Dann blieben die Kosten doch an den Kommunen hängen. Die können das aber auch nicht stemmen. Laut Städtetag NRW wäre das eine Viertelmilliarde Euro pro Jahr.