Terminsuche wird zur Geduldsprobe

Kinderärztemangel in NRW

NRW erlebt eine Welle winterlicher Infektionen. Grippefälle und Atemwegserkrankungen steigen stark an, besonders bei Kindern. Gleichzeitig herrscht ein Mangel an Kinderärzten. Das Problem wird sich verschärfen: Ein Viertel der Mediziner in NRW ist älter als 60.

Janoschs Geschichte

Janosch ist erst drei Jahre alt. Die vergangene Nacht war für ihn und seine Mutter eine Tortur. Ein Pseudokrupp-Anfall brachte sie am Morgen zum Kinderarzt nach Bonn. Doch die größte Herausforderung war, überhaupt einen Termin zu bekommen. Ann-Kathrin Schöll erzählt: „Wir haben direkt zu den Öffnungszeiten angerufen, aber die Leitungen waren dicht. Nach 40 Minuten hatten wir endlich jemanden am Telefon.“ Ein Problem, das viele Eltern kennen – und das auf dem Land noch gravierender ist.

Landärztemangel – ganze Regionen ohne Kinderarzt

Besonders in ländlichen Regionen fehlen immer mehr Kinderärzte. Ganze Landkreise sind unterversorgt: In Minden-Lübbecke sind aktuell vier Arztsitze unbesetzt, in Höxter dreieinhalb, und auch in Kleve, Lippe und Oberberg fehlen jeweils zweieinhalb Fachärzte. „Wir haben große Probleme, nicht nur bei akuten Erkrankungen, sondern die Eltern finden schon keine kinderärztlichen Praxen mehr für Vorsorgen, für Impfungen.“, warnt Dr. Axel Gerschlauer vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Und das Problem wächst weiter.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Nachwuchs fehlt – und das Problem spitzt sich zu

Hohe Arbeitsbelastung, Bürokratie und zu wenige Studienplätze – die Ursachen für den Mangel sind bekannt. Doch die eigentliche Herausforderung steht noch bevor: Mehr als ein Viertel der Kinderärzte in Westfalen ist über 60 Jahre alt und wird in den nächsten Jahren in Rente gehen. Der Nachwuchs? Fehlanzeige. Medizinstudentin Sophia Haag hat eine Erklärung: „Weil es nicht unbedingt Pflicht ist, mal in so eine Kinderarztpraxis reinzuschauen und dann vielleicht viele überhaupt nicht wissen, wie das ist.“ Das NRW-Gesundheitsministerium will Reformvorschläge erarbeiten und im Frühjahr erste Ergebnisse präsentieren.