Nur fünf Prozent der Bewerber meistern den TestFluglotse – ein Job, bei dem Technik und Mensch zusammenarbeiten müssen

von Sabrina Stander

Sie arbeiten im Verborgenen – und doch hängt die Sicherheit von Zigtausenden Menschen von ihnen ab: Fluglotsen. Rund um die Uhr überwachen sie den Luftverkehr, geben Anweisungen und behalten dabei jedes Detail im Blick.

Ein Büro mit Aussicht

84 Meter über dem Boden, mit direktem Blick auf die Start- und Landebahnen: Der Arbeitsplatz von Jannik Ostendorf. Der 27-Jährige ist Tower-Lotse am Düsseldorfer Flughafen – und koordiniert den Flugverkehr vor Ort. „Gerade betreue ich die startenden und landenden Flugzeuge am Flughafen Düsseldorf und alle Maschinen im Umkreis“, erklärt er. Seine Aufgabe: dafür zu sorgen, dass sich kein Flieger in die Quere kommt.

Höchste Konzentration im Minutentakt

Bis zu 550 Starts und Landungen werden täglich beim Düsseldorfer Airport geregelt. Jannik entscheidet, wer wann starten oder landen darf – und gibt den Piloten auch wichtige Infos. Zum Beispiel über Wind und Wetter. „Das Wichtigste ist, dass klar geregelt ist, wer welche Bewegungen ausführen darf“, so Ostendorf. Damit die Konzentration nicht nachlässt, schreibt die Deutsche Flugsicherung strikte Pausenregelungen vor: Nach zweieinhalb Stunden Arbeit sind mindestens 30 Minuten Erholung Pflicht. „Es ist mental schon fordernd“, sagt Jannik. „In der Pause mal rauszugehen oder Sport zu machen, hilft enorm.“

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Traumjob mit harter Auswahl

Der Beruf des Fluglotsen gilt als einer der bestbezahlten im Luftverkehr – bis zu 120.000 Euro Jahresgehalt sind möglich. Doch nur rund fünf Prozent aller Bewerber bestehen den anspruchsvollen Eignungstest. „Von der schulischen Seite reicht es, gute Englischkenntnisse zu haben. Alles andere liegt in den Genen – das kann man nicht trainieren“, erklärt DFS-Sprecher Michael Fuhrmann. Besonders wichtig sind Multitasking-Fähigkeit und räumliches Vorstellungsvermögen, denn im Tower laufen viele Dinge gleichzeitig – und jede Entscheidung zählt. Auch wenn moderne Technik unterstützt, bleibt die letzte Entscheidung immer beim Menschen. Fehler können passieren, doch eingespielte Abläufe und Systeme sorgen dafür, dass sie frühzeitig abgefangen werden.

Ein Job fürs Leben?

Spätestens mit 55 Jahren endet die aktive Karriere als Fluglotse. Danach sei die Konzentration nicht mehr stark genug, erklärt die DFS. Wer lange dabei war, erhält eine Übergangsversorgung bis zur Rente. Für Jannik Ostendorf steht aber fest: Trotz Stress, Funkchaos und Druck hat er seinen Traumjob gefunden. Sonnenauf- und -untergänge, der Blick auf die Startbahn, das Gefühl, den Himmel zu steuern – für ihn unbezahlbar.