87-Jähriger baut seit mehr als 50 Jahren am Miniformat
Das historische Köln als Modellbaustadt – Zeitreise in 1:160
Wenn Heinz Lingen aus Hennef Heimweh hat, dann taucht er im historischen Köln ab. Seit mehr als 50 Jahren baut der 87-Jährige an seiner Modellstadt im Maßstab 1:160. Detailverliebt hat der Kölner die Hüßsche unn Jasse - also die Häuser und Gassen seiner Kindheit nachgebaut: „Köln ist für mich eine emotionale Angelegenheit.“
50 Jahre Bauzeit
Die Miniaturstadt ist über die Jahrzehnte immer weitergewachsen. Sie misst in der Diagonale zwölf Meter. Den Raum dafür hat Heinz Lingen beim Bau seines Hauses vor gut 50 Jahren extra eingeplant. Damals verschlug es die Familie raus aus Köln in den Rhein-Sieg-Kreis. Mehr Platz für die Familie und auch fürs Modell. Lingens Domstadt ist das Köln vor dem zweiten Weltkrieg – aus gutem Grund: „Ich hadere sehr mit den Kölner Stadtvätern, was sie aus dieser Stadt nach dem Krieg gemacht haben. Was die Bomben verschont hatten, haben sie dann auch noch weggemacht. Das ist ganz schlimm. Also man kann Köln lieben, aber man kann auch mit Köln hadern und das ist eben mein Problem. Aber ich habe das Problem nicht so sehr. Ich kann ja das bauen, was nicht mehr ist.”
Lingen baut das Köln seiner Kindheit
Heinz Lingen ist 1937 in Köln geboren. Der inzwischen 87-Jährige muss während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Mutter und zwei Geschwistern aus Köln fliehen. Bei Kriegsende zieht es die Familie dann aber direkt wieder in die Heimat: „Dann ist meine Mutter mit drei kleinen Kindern zu Fuß nach Köln gewandert. Fast zwei Monate waren wir unterwegs. Kurz vor Weihnachten sind wir dann in Köln angekommen. In Köln-Deutz. Und haben dann eine völlig zerstörte Stadt erlebt. Und dann mittendrin steht dann ein Kölner Dom. Und der sieht so aus, als hätte ihn gar nichts getroffen.”
Herzstück ist der Kölner Dom
Der Dom ist auch im Mini-Köln der Blickfang der Stadt. Im Gegensatz zum Original ist die Kirche im Keller allerdings fertig. Allein an der Kathedrale hat Lingen vier Jahre lang gebaut. Dafür hat er im Vorfeld unzählige Fotos des Originals gemacht. Gefolgt von zahllosen Stunden Handarbeit. Einiges gibt es im Modellbau zu kaufen. Das wird dann passend bemalt und beklebt. Andere Stücke hat der 87-Jährige komplett alleine gebastelt. Er nutzt dafür alles, was ihm in die Finger fällt. Wie viel Geld der 87-Jährige über die Jahrzehnte in sein Mini-Köln gesteckt hat, weiß er nicht. Große Neuanschaffungen sind aufgrund des Platzmangels jetzt aber nicht mehr geplant. Das alte Köln hat hier seine Stadtgrenzen erreicht.
Modell als Jungbrunnen
Im Hennefer Keller wird kein weiteres Veedel entstehen. Stattdessen heißt es in Stand halten und verbessern. Für den Inhaber einer Schule für Kunst und Design, eine Art Jungbrunnen. „Es ist ganz genauso wie mit den Muskeln. Wenn man sie nicht trainiert, verblassen sie. Und wenn man sein Gehirn nicht gebraucht und seine Phantasie nicht gebraucht, dann verblasst das Gehirn im Laufe der Zeit ganz genauso. Der Kopf und die Kreativität brauchen jeden Tag Bewegung”, so der Kölner.