Vom Schrott zur zweiten ChanceAachener Architekten geben alten Windrädern ein neues Leben
In NRW gibt es aktuell rund 4.000 Windräder. Allein in diesem Jahr haben schon 44 Windkraftanlagen das Zeitliche gesegnet. Das Problem: Die riesigen Flügel lassen sich nicht recyceln. Ein Unternehmen aus Aachen hat deshalb andere Pläne damit.
Zweiter Frühling für Flügel
Am Donnerstag (30.10.) flogen auf dem Aachener Platz für Demokratie drei Flügel einer ausgemusterten Windkraftanlage ein letztes Mal durch die Luft. Aus den neun Meter langen Flügeln wurde eine Installation gebaut, die Kunst, Nachhaltigkeit und Begegnung vereint. „Dieser Ort lädt dazu ein, dass Menschen sich treffen, Technologie erleben und Wandel begreifen können“, erklärt Ina-Marie Orawiec vom Architekturbüro OX2, das hinter dem Projekt steht. Mit „Relax.rotor“ hat ihr Team ein Experiment gewagt – ausgediente Windradflügel werden zu Stadtmobiliar, das gleichzeitig zum Nachdenken anregen soll. Denn ein ernstes Problem bleibt: Die Flügel heutiger Windkraftanlagen bestehen aus hochkomplexen Materialverbünden aus Glasfasern, Kohlenstofffasern und Harzen. Sie sind langlebig, korrosionsbeständig – und schwer zu recyceln. Laut Umweltbundesamt beträgt die Lebensdauer eines Windrads rund 20 bis 30 Jahre. In Nordrhein-Westfalen wurden allein in diesem Jahr 44 Anlagen rückgebaut. Das ergibt 132 riesige Rotorblätter. „In diesen Flügeln steckt so viel menschliches Know-how“, sagt Stadtplanerin Ina-Marie Orawiec. „Sie sind leicht, extrem stabil und wasserfest – eigentlich das perfekte Baumaterial.“
Viele Ideen für die Zukunft
Gemeinsam mit Partnern arbeitet OX2 seit Jahren daran, die ausgedienten Bauteile sinnvoll weiterzuverwenden. Die Ideen reichen von Lärmschutzwänden über Freilichtbühnen bis hin zu kleinen architektonischen Installationen wie „Relax.rotor“. Rund 10.000 Euro kostete die Installation, die nun für alle zugänglich ist. Metallbauer und Architekturstudent Vincent Orawiec hofft, dass viele Passanten spontan Platz nehmen: „Ich wünsche mir, dass Menschen hier verweilen, zur Ruhe kommen – sich vielleicht auch mal hinlegen und einfach in den Himmel schauen.“ Schon kurz nach dem Aufbau, probieren die ersten Aachener die Flügel aus. „Das ist kreativ und passt wunderbar hierher“, sagte eine Spaziergängerin. „Relax.rotor“ zeigt, wie Kreislaufwirtschaft in der Architektur aussehen kann – als Verbindung von Ingenieurskunst, Nachhaltigkeit und öffentlichem Raum. Die Aachener Architekten haben schon weitere Pläne, denn die neueren Rotorblätter sind bis zu 40 Meter lang – und bieten damit noch viel mehr Platz für neue Ideen.


































