Extremismus bei Jugendlichen13-Jährige aus NRW radikalisiert sich online – und bedroht Polizisten

von Valerio Magno und Niklas Bönsch

Ein 13-jähriges Mädchen hat sich laut Polizei vollständig online radikalisiert und sogar Mordpläne geäußert. Sie steht rund um die Uhr unter polizeilicher Beobachtung, versuchte dennoch zu fliehen und bedrohte Beamte. Der Fall sorgt bundesweit für Entsetzen und stellt den Schutz Jugendlicher im Internet erneut in den Fokus.

Radikalisierung im Netz – und das mit nur 13 Jahren

Ein junges Mädchen aus dem Kreis Paderborn steht im Fokus einer extrem beunruhigenden Entwicklung. Die 13-Jährige soll sich vollständig über das Internet radikalisiert haben – vor allem in islamistischen Chatgruppen und sozialen Netzwerken. Das berichtet Christian Althoff, Chefreporter des Westfalen-Blatts, unter Berufung auf Polizeikreise. „Es hat kein muslimisches Umfeld oder keinen muslimischen Freundeskreis, aus dem diese Radikalisierung hätte kommen können“, sagt Althoff. Zudem soll sie geäußert haben, Menschen töten zu wollen – und das „bevor sie 14 ist und damit strafmündig“.

Behörden schweigen – Experten warnen

Von offizieller Seite gibt es kaum Informationen – aus Jugendschutzgründen. Das Kreisjugendamt Paderborn erklärt lediglich: „Das Kreisjugendamt Paderborn betreut im Rahmen der Jugendhilfe einen weiblichen Teenager. Weitere Auskünfte können auch zum Schutz der minderjährigen Person nicht getroffen werden.“ Medien berichten aber: Die Mutter des Mädchens ist verstorben, der Vater nicht in der Lage, sich um sie zu kümmern. Seitdem steht sie unter Jugendamtsbetreuung. Für Extremisten sind junge Menschen mit solcher Vorgeschichte leichte Beute. „Sie sind verzweifelt, sie versuchen wieder Kontrolle über sich selber herzustellen“, erklärt Thomas Mücke vom Violence Prevention Network. Weiter sagt er: „Und sind dann natürlich für solche einfachen und auch sehr radikalen Lösungen sehr empfänglich.“

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Fluchtversuch trotz Bewachung

Um die Jugendliche zu deradikalisieren, wurde sie wohl zuletzt in einem Bungalow eines Feriendorfs untergebracht – gemeinsam mit zwei Sozialarbeitern. Doch selbst dort blieb sie nicht unbeobachtet: Die Polizei überwachte sie rund um die Uhr. Bis zu 14 Polizisten sollen das Mädchen im Schichtbetrieb bewacht haben, berichtet RTL WEST-Reporter Valerio Magno. Trotzdem gelang es der 13-Jährigen, aus einem Fenster zu flüchten. Dank einer elektronischen Fußfessel konnte sie aber schnell geschnappt und zurückgebracht werden. Dabei sei die Teenagerin jedoch aggressiv gewesen und habe die Beamten mit einer Glasscherbe bedroht.

Justizminister will Kinder besser schützen

NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) begrüßt die aktuelle Debatte über ein Mindestalter für Social-Media-Nutzung. „Wichtig ist mir, dass wir wirklich den Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Indoktrinierung, vor Straftaten ganz nach oben stellen bei dieser Diskussion“, betont er im Interview mit RTL WEST. Nach dem Angriff auf die Polizei soll die Jugendliche in eine geschlossene Kinder- und Jugendpsychiatrie gebracht worden sein.