Aktion sorgt für Aufmerksamkeit1.000 Sprünge vom 3-Meter-Brett – Rheda-Wiedenbrück will ihren Sprungturm retten

von Daria Semcov und Nadine Sauerländer

In einem Freibad in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) herrscht Aufbruchsstimmung: 1.000 Mal sprangen Badegäste vom 3-Meter-Brett – nicht nur zum Spaß, sondern mit ernster Botschaft. Denn das Becken ist laut europäischer und deutscher Norm zu flach. Jetzt droht dem Sprungturm das Aus. Eine Aktion soll zeigen: Es droht keine Gefahr.

3,62 Meter – und acht Zentimeter zu wenig

Bislang gab es noch nie Probleme oder Unfälle. Doch ein 2024 beauftragtes Gutachten zeigt: Das Becken unter dem 3-Meter-Turm ist mit 3,62 Metern nicht tief genug – laut Norm sind 3,70 Meter vorgeschrieben. Für Michael Duhme, zuständig für die Bäder in der Stadt, eine bittere Erkenntnis: „Wir haben ein Gutachten letztes Jahr in Auftrag gegeben. Es ging darum zu ermitteln, wie viel Personal wir benötigen für einen sachgerechten Betrieb. Und dabei wurde erkannt, dass der Sprunggrube etwas zu flach ist. Und das wurde beanstandet.”

„Wir würden es den Verantwortlichen nicht empfehlen“

Was nach Bürokratie-Irrsinn klingt, kann durchaus problematisch werden. Spätestens dann, wenn sich jemand verletzt und die Stadt dafür haften muss. Deshalb sind für die Aktion am Wochenende Badegäste auf eigene Verantwortung gesprungen, haben das zuvor unterzeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen warnt: Ohne bauliche Veränderung sei das langfristig keine Lösung Christian Mankel, Deutsche Gesellschaft für das Badewesen: „Das ist am Ende eine kommunale Frage, inwieweit man bereit ist, ins Risiko zu gehen. Ich sag mal so, wir treffen die Entscheidung nicht, aber wir würden es den Verantwortlichen nicht empfehlen, ohne Veränderung weiter am Start zu bleiben.“

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Vertiefen oder umbauen – Stadt prüft Lösungen

Die Stadt will eine Lösung finden. Eine Möglichkeit wäre, das Becken tiefer auszuheben. Alternativ könnte das flexible Sprungbrett durch eine feste Plattform ersetzt werden – dann wären laut Vorschrift auch 3,50 Meter Tiefe ausreichend. Doch beides kostet Geld – und braucht Zeit. Bürgermeister Theo Mettenborg macht klar: Es geht um Verantwortung und Sicherheit. „Wir müssen genau prüfen, welche Maßnahmen möglich und notwendig sind, um den Turm weiter zu betreiben.“ Bis dahin bleibt der Sprungturm weiterhin gesperrt.