Stört nicht nur TiereNaturschützer fordern: Weg mit den Laubbläsern!

Weniger Lärm, mehr Rascheln!
Was für viele nur Dreck auf dem Boden ist, ist für andere ein komplettes Mehrfamilienhaus: In Laubhaufen überwintern Käfer, Spinnen und Igel. Trotzdem rückt ihnen vielerorts der Laubbläser mit 250 km/h Luftdruck zu Leibe. Jetzt fordern Naturschützer Konsequenzen für Hamburg.
Ein Igel im Tornado
Wer an einem kühlen Oktobermorgen durch Hamburgs Straßen läuft, hört sie oft früher, als man sie sieht: das röhrende „Whaaaammmm“ eines Laubbläsers. Mit bis zu 250 km/h pusten diese Geräte Laub durch die Luft. Während der Mensch genervt die Kopfhörer lauter macht, ist die Lage unter den Blättern dramatischer. Dort, im Laubhaufen, beginnt für viele Tiere gerade der Überlebenskampf. In der Laubschicht überwintern Schmetterlingslarven, Marienkäfer und andere Insekten, sowie Asseln und Spinnentiere, die einen solch plötzlichen, künstlichen Blätterschwung im Zweifel nicht überstehen.
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Selbst Igel können den Geräten zum Opfer fallen: Wenn die Tiere dort ihren Winterschlaf halten und dann von einem Lauborkan geweckt werden, der ihr Nest zerstört, müssen sie ihre Energie wieder hochfahren. Und die kann ihnen dann fehlen, wenn sie den Winter überstehen müssen. In Laubbläsern befindet sich außerdem häufig ein Häcksler, um das Laub zu zerkleinern. Dass dieser lebensbedrohlich für Tiere ist, liegt auf der Hand.
Besen statt Bläser in Hamburg
Deswegen fordern Naturschützer jetzt auch Einschränkungen in Bezug auf den Einsatz von Laubbläsern in Hamburg: So fordert die Deutsche Wildtier Stiftung, dass die fallenden Blätter, wo immer es geht, liegenbleiben sollen. Dort, wo das Laub entfernt werden muss, sollen Besen oder Rechen benutzt werden. Denn: Ganz ohne Laubentfernung geht es nicht. Rund 20.000 Tonnen fallen jedes Jahr in Hamburg an – bleiben sie einfach liegen, sorgen sie für Rutschgefahr und Unfälle. Oder sie verstopfen Abflüsse, was dann wiederum zu Wasserschäden führen kann.
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Jennifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung hofft auf Innovationen: „Auch Hausverwaltungen und Kommunen, die ganze Straßenzüge säubern müssen, sind aufgerufen, Alternativen zu suchen, beispielsweise können Kehrmaschinen das Laub auf Geh- und Radwegen an den Rand oder unter die Hecken schieben“. Die Lösung liegt vermutlich irgendwo zwischen Tierliebe und Sicherheit– aber vielleicht nicht im Dauerkrach mit 250 km/h Tornado.
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Zürich stimmt für elektrische Laubbläser
Einen ersten Schritt geht die größte Stadt der Schweiz: In Zürich dürfen Laubbläser nur noch elektrisch und das ausschließlich in den Monaten Oktober bis Dezember betrieben werden. Dafür haben 62% der Zürcher in einer Volksabstimmung entschieden. Das löst zwar nicht das Problem mit der Tiergefährdung, aber es geht immerhin nicht mehr so aufs Ohr.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, Deutsche Wildtier Stiftung