Frauenrechtlerinnen empfehlen diesen Trick

Wie ein Löffel in der Unterhose vor Zwangsheirat schützen soll

Löffel liegt auf Platte
Sollte nichts anderes mehr gegen eine Zwangsheirat helfen, kommt der Löffel ins Spiel.
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von Patricia Kiel

Kleiner Löffel, große Wirkung!
Mädchen und Frauen, die von Zwangsheirat bedroht sind, haben häufig wenig Chancen, dem zu entgehen. Nicht selten werden sie dafür, teils unter Vorwänden, ins Ausland gelockt. Frauenrechtlerinnen empfehlen den Löffel-Trick als letztes Mittel, um ihrem Martyrium zu entkommen.

Zwangsheirat im Ausland findet oft ohne Vorwarnung statt

In Australien ist gerade erst eine Frau wegen der tödlichen Folgen der Zwangsverheiratung ihrer Tochter zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Der Ehemann hatte die junge Frau nur fünf Monate nach der Hochzeit ermordet und verbüßt dafür eine lebenslange Haftstrafe. Die zuständige Richterin Fran Dalziel erklärt, dass die 48-Jährige zwar den Tod ihrer Tochter bedauere, aber keinerlei Reue für ihr Vergehen an sich gezeigt habe. „Sie haben Ihre Macht als Mutter missbraucht, als die Person, mit der sie (die Tochter, Anm. d. Redaktion) lebte und die sie respektierte”, so die Richterin.

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Auch in Deutschland ist das Thema Zwangsehe kein neues. Von einer Zwangsehe spricht man hier, wenn mindestens einer der Ehepartner durch Drohungen oder sogar Gewalt zu einer Heirat gezwungen wird. In Deutschland ist die Zwangsverheiratung, wie auch in vielen anderen Ländern der Welt verboten. Doch immer häufiger kommt es vor, dass Minderjährige ins Ausland verschleppt oder unter einem Vorwand gelockt werden, um dort zu heiraten – gegen ihren Willen. Oft haben Betroffene keine Möglichkeit, sich einer Zwangsehe zu widersetzen.

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Der Trick mit dem Löffel in der Unterhose

Haben Betroffene den Verdacht, im Ausland zwangsverheiratet werden zu sollen, ist es wichtig, „dass man sich rechtzeitig Hilfe sucht, sei es, dass man einer Vertrauensperson davon erzählt, oder dass man sich an eine professionelle Beratungsstelle wendet”, erklärt Myria Böhmecke vom Verein Terre Des Femmes, eine gemeinnützige Frauenrechtsorganisation. „So sollte man z. B. Kopien des Passes machen, Geld und ein der Familie nicht bekanntes Handy versteckt mit sich führen”, rät die Expertin.

Sollte nichts anderes mehr helfen, kommt der Löffel ins Spiel: „Den Tipp, dass man sich einen Löffel in die Unterwäsche steckt, ist nur für den absoluten Notfall gedacht, wenn man vorher tatsächlich überhaupt keine Möglichkeit hat, sich Hilfe zu suchen, weil man z. B. vor dem Abflug eingesperrt wurde”, schildert Myria Böhmecke.

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„Wenn sie einen kleinen Metallgegenstand wie einen Löffel in ihrer Kleidung verstecken, werden die Metalldetektoren am Flughafen ausgelöst. Wenn das Mädchen über 16 Jahre alt ist, wird es in einen privaten Raum gebracht, wo es vielleicht eine letzte Chance hat, um Hilfe zu bitten”, schreiben die Löffel-Trick-Initiatoren der Frauenrechtsorganisation Karma Nirvana.

Bundesweit fehlen Zahlen zu Zwangsehen

Wie weit verbreitet der Löffel-Tipp ist, wisse man nicht genau, so Myria Böhmecke: „Wie oft er bereits erfolgreich angewendet wurde, wissen wir nicht, denn es fehlen auch allgemein Zahlen, wie viele Personen überhaupt (im Ausland) zwangsverheiratet werden, aktuelle bundesweite Studien fehlen.”

Auch an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main ist der Löffel-Trick „an den hiesigen Sicherheitskontrollen für Passagiere nicht bekannt. Über versuchte Kontaktaufnahmen ans Personal liegen keine Erkenntnisse vor”, gibt ein Fraport-Sprecher auf RTL-Anfrage an. Fraglich bleibt, ob dies als gutes oder schlechtes Zeichen bewertet werden kann.

Auch wie viele Kinder und Jugendliche tatsächlich von Zwangsehen bedroht sind, liegt in Deutschland weitestgehend im Dunkeln. Zahlen aus 2008 belegen lediglich, dass sich in Deutschland 3.443 Personen dazu beraten ließen. Gerade zur Sommerferienzeit werde aber viel Präventionsarbeit an Schulen geleistet, um für das Thema und die Hilfsmöglichkeiten zu sensibilisieren, erklärt Myria Böhmecke. Und falls wirklich gar nichts anderes mehr hilft, könnte der Löffel in der Unterhose vielleicht ein Leben retten.