„Lassen Sie sich abstechen“Morddrohungen wegen Kampf gegen Rechtsextremismus! Lehrer gibt Job auf

Am Ende konnte er nicht mehr!
Tristan Härter aus Thüringen engagiert sich für Vielfalt und Toleranz – sowohl in seinem Unterricht als auch online. Dafür schlägt ihm offenbar so viel Hass entgegen, dass der psychische Druck zu hoch wird: Er gibt seinen Job auf. Sind unsere demokratischen Werte an deutschen Schulen in Gefahr?

Interview im Auto – aus Angst vor Anfeindungen

Eine Umfrage von RTL und stern zeigt: Fast jede zweite Lehrkraft hört regelmäßig rassistische, antisemitische oder queerfeindliche Äußerungen in der Schule. Viele stellen sich öffentlich dagegen, setzen sich für Freiheit und Demokratie ein – und bekommen dafür Hasskommentare und Drohungen.

So auch Tristan Härter, der auf Tiktok und Instagram über Rechtsextremismus aufklärt. Mit RTL-Reporterin Manka Heise trifft er sich zum Interview – unter der Bedingung, dass es im Auto stattfindet. Aussteigen möchte er weder an der Schule, an der er sieben Jahre lang gelehrt hat, noch im restlichen Ort. „Hierhin zurückzukommen ist wirklich sehr, sehr unangenehm“, sagt er. Er sei von Eltern und Schülern beschimpft worden, sogar Drohungen habe er bekommen: „Ich habe Ihnen nur empfohlen, sich abstechen zu lassen. Wir werden uns definitiv in der Schule treffen und dies ausdiskutieren“, so die Nachricht, die er unserer Reporterin vorliest.

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„Klassenklima der Angst“

„Fremdenhass haben wir. Wir haben eine Feindseligkeit gegen homosexuelle Schüler“, erzählt Härter. Es sei ein „Klassenklima der Angst“ gewesen: „Die Schüler, die genau das gesagt haben, die am lautesten waren, die haben den Ton angegeben. Und der Rest war lieber leise.“

Von der damaligen Schulleitung fühlt sich Tristan Härter im Stich gelassen. Statt Rückhalt habe er sich für seinen Unterricht rechtfertigen müssen. Im Februar erreichen die ständigen Anfeindungen dann ihren Höhepunkt. Die psychische Belastung ist so stark, dass Härter seinen Beruf vorerst aufgeben muss.

RTL hat zu den Vorwürfen um Stellungnahme gebeten. Vom Schulamt Thüringen heißt es: „Herr Härter war mit dieser Thematik zu keinem Zeitpunkt allein gelassen. Er erhielt Unterstützung durch Schulleitung und Kollegium. Abschließend möchten wir anmerken, dass Herr H. offenbar sehr gezielt die öffentliche Aufmerksamkeit sucht.“

Die ganze „stern Investigativ“-Reportage zum Rechtsruck in deutschen Schulen könnt ihr Donnerstag ab 18.45 Uhr auf RTL+ streamen oder um 22:30 Uhr bei RTL sehen. (rka)