„Wenn das alles fehlt, muss man zusehen“Was hat die Staatsanwaltschaft gegen die Tatverdächtige im Fall Fabian aus Güstrow in der Hand? Experte schätzt ein

Fehlen die entscheidenden Beweise im Fall Fabian (†8)?
Mehr als zwei Wochen sind vergangen, seit die Polizei eine dringend tatverdächtige Frau festgenommen hat: Nach RTL-Informationen handelt es sich um Gina H., die Ex-Freundin von Fabians Vater. Aber was haben die Ermittler gegen die 29-Jährige in der Hand? Im RTL-Interview gibt Kriminalexperte Axel Petermann seine Einschätzung zu den bisherigen Ermittlungsergebnissen.
Polizei startet im Fall Fabian (†8) aus Güstrow neuen Zeugenaufruf – was steckt dahinter?
Im Fall des vor sechs Wochen getöteten Fabian aus Güstrow hat die Polizei am Donnerstag (20. November) einen neuen Zeugenaufruf gestartet. Dabei bittet sie um Hinweise auf einen auffälligen orangefarbenen Pickup, der am Tag des Verschwindens von Fabian in Güstrow und dem Umland unterwegs gewesen sein könnte, wie die Polizei in Rostock mitteilte. Das Auto war vor zwei Wochen von der Polizei beschlagnahmt worden. Die Polizei sucht nun nach Zeugen, die das Fahrzeug gesehen haben und Hinweise geben können – vielleicht sogar über Aufnahmen von möglichen Außenkameras verfügen.
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Dabei wurde bereits am 6. November eine Frau in dem Mordfall festgenommen, gilt als dringend tatverdächtig. Wie passt das zum neu veröffentlichten Zeugenaufruf? Hat die Polizei nicht genug gegen Gina H. in der Hand? „Es geht sicherlich darum, Beweise zu finden“, erklärt Kriminalexperte Axel Petermann im RTL-Interview. „Würde die Frau gestanden haben, dann würde das für die Ermittler die Situation sicherlich vereinfachen.“ Doch „wenn das alles fehlt, muss man zusehen, dass man von außen weitere Beweise bekommt.“

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Axel Petermann zum Fall Fabian aus Güstrow: Ermittler suchen zwei Arten von Beweisen
„Die Ermittler werden sicherlich zwei Arten von Beweisen suchen: Einmal sind es Sachbeweise, also Spuren, die ganz konkret auf eine Person als Täter oder Täterin hinweisen“, so der Kriminalist und operative Fallanalytiker. „Und dann gibt es dann eben halt auch Zeugenaussagen, also den Personalbeweis, womit quasi untermauert wird, dass eine verdächtige Person zu einem bestimmten Zeitpunkt an Orten gewesen ist, die tatrelevant sind oder sogar dabei worden ist, als das Verbrechen begangen wurde.“ Auch wenn das nicht unbedingt immer ein Beweis ist, dass es einen Tatbezug gibt. „Sie kann ja zum Beispiel auch einfach nur einkaufen gewesen sein.”

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Experte schätzt Verhaftung im Fall Fabian (†8) ein: „Dringender Tatverdacht ist nicht bei den Haaren herbeigeholt“
Dass Polizei und Staatsanwaltschaft nichts gegen die Festgenommene in der Hand haben, sei jedoch nicht der Fall. Andernfalls würde die Frau wieder freigelassen werden. „Ein dringender Tatverdacht ist nicht bei den Haaren herbeigeholt“, so Petermann. „Der Richter hat dem stattgegeben.“ Er treffe die Entscheidung, „ob das, was der Frau vorgeworfen wird, so stichhaltig ist, dass sie nur allein als Täterin infrage kommen kann oder als Gehilfin infrage kommen kann. Man wird sicherlich Spuren haben.“
Und dennoch: „Man muss immer darauf hinarbeiten, dass das auch durch klare Beweise abgesichert wird.“ Nur so können angeschuldigte Personen als mögliche Täter angeklagt und womöglich verurteilt werden, erklärt der 73-Jährige weiter. Dass das manchmal schwierig ist, zeigen zum Beispiel die Fälle Rebecca Reusch und Madeleine McCann. Beide Mädchen sind seit Jahren spurlos verschwunden, Verbrechen stehen im Raum, auch Tatverdächtige gibt es, doch Anklage wurde in beiden Fällen noch nicht erhoben.
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Fall Fabian aus Güstrow: Darum gibt es kaum Details zu den Ermittlungen
Die Festgenommene Frau im Fall Fabian ist nun seit etwas mehr als zwei Wochen in Haft. Details zu den Ermittlungen und zu ihr nennt die Staatsanwaltschaft kaum – und das könnte auch einen guten Grund haben, wie Axel Petermann ausführt.
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„Es ist immer von Vorteil, wenn Informationen von Zeugen den Ermittlern gegeben werden“, so der Experte. „Man will immer etwas Neues haben.“ Und diese Hinweise können dann überprüft und analysiert werden. Dadurch steigt die Chance, den Fall des getöteten Fabians aufzuklären.
Bis zu einer möglichen Urteilsverkündung gilt die Unschuldsvermutung.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche





