Während seiner SchichtAmazon-Mitarbeiter stirbt auf Firmentoilette!

Das Logo von Amazon passt zur Entwicklung der Arbeitsplätze in Werne: Es geht bergauf. (Archivbild)
Das Drama spielte sich am Firmen-Standort in Erfurt ab. (Archivbild)
Jens Büttner/dpa
von Constanze Albert und Philipp Baumhöfner

Eigentlich wollte er sich krankmelden!
Am 17. November sagt ein Amazon-Mitarbeiter in Erfurt während seiner Frühschicht plötzlich, dass es ihm nicht gut gehe. Berichten zufolge soll er daraufhin versucht haben, sich krankzumelden. Doch das sei ihm nicht erlaubt worden - sagt die Gewerkschaft. Wenig später finden ihn Kollegen leblos auf der Firmentoilette. Die Gewerkschaft ver.di erhebt nun schwere Vorwürfe gegen den Online-Konzern. Der reagiert umgehend.

Hohe Leistungsanforderungen und Urlaubssperren?

Bereits im Vorfeld soll der Mann in einem Vieraugengespräch seinem Vorgesetzten erklärt haben, dass es ihm nicht gut gehe und er sich krankmelden wolle, erklärt ver.di auf RTL-Nachfrage. Das soll dieser jedoch verneint und den 59-Jährigen stattdessen wieder zurück zur Arbeit geschickt haben. Wenig später wird er tot von seinen Kollegen auf der Toilette aufgefunden. Er sei an einem Herzinfarkt gestorben, heißt es weiter.

Lese-Tipp: Amazon-Kunden verärgert: Mit diesem Versandkosten-Trick ist jetzt Schluss!

Die Gewerkschaft ver.di fordert daher eine Aufklärung des Vorfalls und kritisiert die Arbeitsbedingungen bei Amazon in Erfurt. „Beschäftigte berichten uns von hohen Leistungsanforderungen, Urlaubssperren, fehlendem Lohn bei Krankmeldungen, ständigem Druck bei Unterschreitung willkürlicher Normen. Sie befinden sich zu großen Teilen in befristeten Arbeitsverhältnissen und berichten von Angst vor Arbeitsplatzverlust, wenn sie sich krankmelden oder zu langsam arbeiten“, sagt Gewerkschaftssekretär Matthias Adorf in einer Mitteilung.

Video-Tipp: Amazon-Chef heiratet bei Mega-Hochzeit in Venedig!

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Wohl der Mitarbeiter an erster Stelle

Auf Nachfrage von RTL reagiert Amazon am Donnerstagnachmittag auf die erhobenen Vorwürfe. Demnach ist mit dem betroffenen Mitarbeiter wohl vereinbart worden, dass er zunächst seine Pause wahrnimmt und danach entscheidet, ob er nach Hause geht. Davon sei man seitens Amazon auch ausgegangen. „Die Gewerkschaft versucht, ein falsches Bild von dem tragischen Geschehen zu schaffen, das unser Team in Erfurt sehr bewegt. (...) Wir möchten betonen, dass es sich bei diesem tragischen Vorfall um keinen Arbeitsunfall handelte. Zusammen mit dem Betriebsrat haben wir intensiv mit den Mitarbeiter:innen kommuniziert und haben den Angehörigen ebenfalls Hilfsangebote unterbreitet”, erklärt ein Amazonsprecher RTL. Der Konzern betont zudem, dass das Wohl der Mitarbeiter an erster Stelle stehe.

Lese-Tipp: Black Week und Vorweihnachtszeit: Mangelhafter Arbeitsschutz bei Paketzustellern - Subunternehmen mit Missständen

Wie genau es zum Tod des 59-jährigen Mitarbeiters gekommen ist, beschäftigt nun Polizei und Staatsanwaltschaft. „Der Sachverhalt ist bei der Staatsanwaltschaft Erfurt bekannt. Hier ist ein Todesermittlungsverfahren anhängig. Die Ermittlungen hierzu dauern jedoch an”, erklärt die Staatsanwaltschaft. Ob sich der tragische Vorfall also wirklich aufgrund der Arbeitsbedingungen ereignet hat, wird sich klären müssen. Bei Amazon boomt das Geschäft seit Jahren. Alleine während der Black-Week haben Unternehmen laut Forbes über den Onlinehändler 2022 einen Umsatz von rund einer Milliarde US-Dollar erzielt.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, ver.di, Amazon, forbes