Und das mitten in Westeuropa

Portal NikkahGram vermittelt “schüchterne, unberührte“ Musliminnen als Zweitfrauen

Datingseite NikkahGram
Die Datingseite NikkahGram richtet sich offenbar an Muslime, die Zweitfrauen suchen.
RTL
von Sanna Sailer, Charly Neyens und Andreas Kock

Jungfräulichkeit und Vielehe!
Mit diesen Schlagworten wirbt die britische Dating-Plattform NikkahGram im Internet. „Für die wenigen Muslime, die immer noch schüchterne, unberührte Partnerinnen schätzen“, heißt es in der Beschreibung, die bei Google angezeigt wird. RTL hat sich die Seite genauer angeschaut und auch Profile aus Deutschland gefunden.

NikkahGram soll Muslimen Zweitfrauen vermitteln

Ein Mann, mehrere Frauen – diese Konstellation wird auf NikkahGram angepriesen. „Wir vermitteln Glaubensbrüder, die nicht im Vereinigten Königreich heiraten möchten, zum Beispiel an marokkanische Frauen. Es gibt gerade viele, die ihre zweite Frau oder sogar die erste, in Nordafrika heiraten. Sie haben den Feminismus im Westen satt“, erklärt ein offensichtlicher Mitarbeiter der Seite in einem Video bei Instagram.

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RTL hat versucht, mit den Machern von NikkahGram zu sprechen. Doch bei der angegebenen Adresse der Dating-Plattform ist niemand, der weiterhelfen kann. Die Rezeptionistin erklärt, sie kenne die Firma gar nicht.

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Polygamie ist in Deutschland verboten

In einer Chatgruppe werden die Profile der Frauen geteilt, die sich auf NikkahGram registriert haben. Statt Fotos gibt es bei dem Portal nur Texte, in denen beschrieben wird, ob die Frauen noch Jungfrauen sind, welche Augenfarbe sie haben und wie oft sie beten. RTL hat bei den Recherchen Profile von Frauen aus unterschiedlichen Ländern gefunden – darunter auch welche aus Deutschland. Die meisten scheinen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren zu sein.

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Rechtsanwalt Arndt Kempgens
Arndt Kempgens erklärt, warum sich die Datingplattform in Deutschland strafbar machen könnte.
RTL

Polygamie, also die Ehe mit mehreren Personen, ist in Großbritannien, wie auch in Deutschland verboten. Ist es also legal, was NikkahGram da macht? „Im Grunde genommen ist ja der strafrechtliche Hintergrund weniger bei den Betreibern, sondern bei den Leuten, die es machen“, meint Rechtsanwalt Arndt Kempgens im RTL-Interview. Dem Betreiber einer solchen Dating-Seite könne man unter Umständen aber die Anstiftung zur Polygamie vorwerfen. „Das wäre auch nach deutschem Recht strafbar.“

Islam-Wissenschaftlerin und Grünen-Politikerin Lamya Kaddor
Lamya Kaddor fürchtet, dass viele Frauen nicht ganz freiwillig auf der umstrittenen Datingseite für Muslime unterwegs sind.
RTL

Sind die Frauen freiwillig auf NikkahGram?

Der Islam-Wissenschaftlerin und Grünen-Politikerin Lamya Kaddor macht aber etwas anderes Sorgen. Sie fürchtet, dass viele der Frauen nicht freiwillig auf NikkahGram sein könnten. „Ich glaube, die allerwenigsten Musliminnen sagen für sich, dass sie bereit wären, auf solche Plattformen sich selbst anzubieten“, erklärt sie im RTL-Interview. „Die allerwenigsten wären bereit, das zu tun. Ich glaube auch, dass es meistens soziale, sozioökonomische Hintergründe hat. Also Angst vor Armut, Angst vor sozialem Abstieg.”