Interview soll TV-Duell-Debakel vergessen machenBiden verrät, was ihn zum Rückzug veranlassen würde

Joe Biden im ABC-Interview
Biden im ABC-Interview
ABC

Da hilft wohl nur noch beten.
US-Präsident Joe Biden hat in einem TV-Interview Zweifel an seiner Eignung als Präsidentschaftskandidat zurückgewiesen und uneinsichtig auf zunehmende Kritik reagiert. „Wenn der Allmächtige kommt und sagt: ‚Joe, steig aus dem Rennen aus‘, dann steige ich aus dem Rennen aus. Aber der Allmächtige wird nicht kommen“, sagte er im Interview mit dem Sender ABC.

„Ich mache nicht nur Wahlkampf, ich regiere die Welt“

„Ich glaube nicht, dass jemand qualifizierter ist, Präsident zu sein oder dieses Rennen zu gewinnen, als ich“, so Biden er in dem gut 20 Minuten langem Gespräch weiter. Unterdessen stellten sich weitere demokratische Abgeordnete gegen eine weitere Kandidatur des Amtsinhabers. Mit dem Interview wollte der mit 81 Jahren älteste Präsident der US-Geschichte eigentlich Schadenbegrenzung betreiben.

ABC-Reporter George Stephanopoulos (l.) fragte Biden wiederholt nach seiner Fitness und Gesundheit
ABC-Reporter George Stephanopoulos (l.) fragte Biden wiederholt nach seiner Fitness und Gesundheit
ABC

Sein Auftritt wirkte allerdings nicht so, als habe er den Ernst der Lage verstanden. So lehnt der Amtsinhaber einen ärztlichen Test seiner geistigen Fitness auch auf mehrere Nachfragen des Journalisten George Stephanopoulos ab. „Ich absolviere jeden Tag einen kognitiven Test. (...) Wissen Sie, ich mache nicht nur Wahlkampf, ich regiere die Welt“, so Biden. Das möge übertrieben klingen, aber die USA seien nun einmal die wichtigste Nation der Welt.

Video: Hat sich Biden mit dem TV-Duell-Desaster ins Aus gestottert?

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Im Interview geht es nicht zum Politik

Der Präsident musste sich in dem Interview diverse Fragen zu seinem Alter und seiner geistigen Gesundheit gefallen lassen, um politische Inhalte ging es überhaupt nicht. Stephanopoulos wich nicht vom Thema ab, während Biden versuchte, Erfolge seiner Amtszeit in den Mittelpunkt zu stellen. Nach ABC-Angaben wurde das Interview ungeschnitten ausgestrahlt. Biden hatte keine großen Aussetzer oder Patzer, suchte aber manchmal nach Worten.

Lese-Tipp: Melania Trump fehlte beim TV-Duell

Er weigerte sich, näher darauf einzugehen, was passieren würde, wenn Vertraute ihn warnen würden, dass sein Verhalten sich auch negativ auf die Mehrheiten im US-Kongress auswirken würde. „Ich werde diese Frage nicht beantworten. Das wird nicht passieren“, sagte er. Alle würden ihm sagen, er solle im Rennen bleiben.

Demokrat Quigley will „totale Katastrophe” verhindern

Was nicht stimmt: Kurz vor Ausstrahlung des Interviews forderte ein weiterer demokratischer Abgeordneter Biden offen zum Rückzug auf. Nur wenn er aus dem Rennen aussteige, könne eine „totale Katastrophe“ verhindert werden, warnte Mike Quigley. Berichten zufolge versucht der Senator Mark Warner eine Gruppe von Demokraten hinter sich zu versammeln, um Biden davon zu überzeugen, aus dem Rennen auszusteigen.

27.06.2024, USA, Atlanta: First Lady Jill Biden (r) begrüßt US-Präsident Joe Biden am Ende einer von CNN veranstalteten Präsidentschaftsdebatte mit dem ehemaligen US-Präsidenten Trump. Foto: Gerald Herbert/AP +++ dpa-Bildfunk +++
Der demonstrative Beifall von First Lady Jill Biden (r) konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Auftritt ihres Mannes bei TV-Duell mit Donald Trump misslungen war
dpa

In der vergangenen Woche hatte Biden bei einer TV-Debatte gegen seinen Herausforderer Donald Trump einen desaströsen Auftritt hingelegt. Seitdem wächst der Druck auf den Demokraten auch in den eigenen Reihen. (uvo; dpa; reuters)

Lese-Tipp: Alt gegen Älter - das Duell zwisschen Trump und Biden: