Geht die DIY-Kultur vor die Hunde?
Glühbirne selbst wechseln? Umfrage zeigt: Gen Z hält das für „zu gefährlich“!

Selbst ist der Mann, selbst ist die Frau!
Was für die Boomer noch eine lebensnotwendige Selbstverständlichkeit war, scheint sich langsam in Luft aufzulösen – zumindest in Großbritannien. Denn eine aktuelle Umfrage zeigt jetzt: Der größte Teil der Generation Z hat zwei linke Hände. Und das tut weh – hauptsächlich dem Portemonnaie, wie das Heimwerker-Fachmagazin Insightdiy berichtet.
Elf Prozent würden sogar einen Profi engagieren, um einen Bilderrahmen aufzuhängen
Halfords, ein in Großbritannien ansässiger Anbieter von Produkten und Dienstleistungen rund ums Auto und Fahrrad, hat die große Umfrage durchgeführt, die diese erschreckende Entwicklung belegt: Großbritannien verwandelt sich von einer Nation der DIY-Heimwerker zu einem Land der „Lass-es-andere-machen“-Typen. Besonders auffällig: Gerade die Generation Z, geboren zwischen 1995 bis 2009, scheint mit Hammer, Zange und Schraubendreher auf Kriegsfuß zu stehen - und das kostet.
Demnach weiß ein Fünftel der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 27 Jahren nicht einmal, was ein Schraubenschlüssel ist. 30 Prozent können keinen Flachkopfschraubendreher identifizieren und fast ein Viertel traut sich nicht, eine Glühbirne zu wechseln. 20 Prozent halten es für „zu gefährlich”, dafür auf eine Leiter zu steigen. „Zu heiß” oder „keine Lust an der Elektrik herumzuhantieren”, lauten andere Begründungen. Elf Prozent würden sogar einen Profi engagieren, um einen Bilderrahmen aufzuhängen!
Kein Wunder, dass sie jährlich rund 1.540 Euro für Handwerker ausgeben, um simple Aufgaben zu erledigen, die sie mit ein bisschen Know-how locker selbst erledigen könnten. Zum Vergleich: Die Generation X lässt sich das Ganze nur umgerechnet 450 Euro kosten, die Babyboomer sogar nur 295 Euro.
Lese-Tipp: Nicht seine hellste Idee: Mann muss Glühbirne aus Mund entfernt werden
Im Video: So geht es auch – Glühbirnenwechsel mittels Drohne
Mama und Papa sollen das Auto waschen!
„Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass die Fähigkeit, grundlegende, praktische Aufgaben zu erledigen, bei den jüngeren Generationen verloren geht”, kommentiert Andy Turbefield, Kfz-Experte bei Halfords, die Ergebnisse der Umfrage. „Insbesondere das Wissen über Autos scheint abzunehmen, da viele selbst die grundlegendsten Aufgaben nur ungern übernehmen.”
Denn nur 57 Prozent der Generation Z wissen, wie man Luft in einen Autoreifen pumpt. Wischerblätter wechseln? Fehlanzeige! Nur ein Drittel traut sich das zu, fast die Hälfte würde dafür lieber einen Profi bezahlen. Kein Wunder, dass Halfords den kostenlosen Einbau von Scheibenwischern anbietet.
„Für diejenigen, die sich weiterbilden möchten, bieten wir auch eine große Auswahl an Werkzeugen in allen Preisklassen und für alle Qualifikationsstufen an”, wirbt Turbefield. Und es wird noch skurriler: 27 Prozent der Generation Z würden sogar einen Fachmann beauftragen, ihr Auto zu waschen, neun Prozent würden die Eltern darum bitten.
Lese-Tipp: Auto-Reparatur: Was kann man eigentlich noch selbst machen?
Wie ist das bei euch?
Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Gen Z sieht’s selber kritisch
Auch unter der Motorhaube blicken die jungen Leute nicht mehr durch. Nur 34 Prozent der Generation Z können die Autobatterie identifizieren. Lichtmaschine? Noch weniger! „Wir sollten da vielleicht etwas nachsichtiger mit jüngeren Erwachsenen sein. Motorräume sind heute viel komplizierter als zu Zeiten, als die Generation X und die Babyboomer jung waren, und sind oft weitgehend abgedeckt, was es schwieriger macht, zu verstehen, was wo hingehört“, verteidigt Andy Turbefield die jüngeren Generationen in diesem Fall.
Doch nicht nur die ältere Generation schüttelt den Kopf über die fehlenden handwerklichen Fähigkeiten der Jugend. Auch die Generation Z selbst sieht das Problem: 59 Prozent geben zu, dass sie im Vergleich zu den Älteren weniger praktisch veranlagt sind.
Ob die Lage in Deutschland ein ähnliches Bild abgibt? Wir wissen es nicht. Doch es steht zu befürchten, dass auch hierzulande der berühmte Glühbirnen-Blondinenwitz umgetextet werden muss: „Wie viele Gen-Z-ler braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln? Fünf: Einer hält die Birne, vier drehen den Stuhl.” (ija)