Notfall im Kroatien-Urlaub

Sie dachte, es sei nur Migräne - dann hört Sarahs Herz auf zu schlagen

 Badegäste sonnen sich am Strand Bacvice in Split.
Benny und die verstorbene Sarah haben zwei gemeinsame Kinder, sieben und elf Jahre alt. Im Kroatienurlaub passiert das Schreckliche. (Symbolbild)
dpa
von Jessy Siodlaczek

Mit diesem tragischen Ende hätte niemand gerechnet.
Als Sarah Günther mit ihrer Familie in den Urlaub fährt, glaubt sie zunächst, sie habe einen Migräneanfall. Doch der zweifachen Mutter geht es immer schlechter, schließlich stirbt Sarah. Ihr untröstlicher Lebensgefährte spricht bei RTL von „untragbaren“ Zuständen im kroatischen Krankenhaus und vermutet auch Versäumnisse in Deutschland.

Im Kroatien-Urlaub ist Sarah plötzlich nicht mehr ansprechbar

Der 36-jährige Benny Koller fährt mit seiner Partnerin Sarah, den beiden Kindern und seiner künftigen Schwiegermutter über Pfingsten mit dem Wohnwagen nach Kroatien. „Wir waren voller Eifer, wollten in unseren hart verdienten Urlaub und haben uns gefreut“, erinnert er sich im RTL-Interview. Doch Sarah bekommt gesundheitliche Probleme. Sie vermutet, es sei Migräne.

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Damit hatte sie schon ihr ganzes Leben Probleme. „Dann kann sie häufig nicht sprechen“, erklärt Benny. Doch als die Schmerzen nicht besser werden, besteht er darauf, mit Sarah zu einem Arzt zu fahren. „Es gab keine Fieberanzeichen.” Auch die Ärztin in Kroatien bestätigt, dass das schlechte Wetter der Grund für einen Migräneschub sein könnte und verschreibt ein Medikament gegen die Kopfschmerzen. Kurz scheint die Medizin anzuschlagen.

Doch „dann hat man zuschauen können, wie es schlechter wurde. Ich habe gewusst, das geht in eine völlig falsche Richtung.“ Benny bemerkt, dass Sarah sich weigert zu trinken. Dann bekommt sie plötzlich einen Anfall: „Sie hat mit den Augen in alle Richtungen geschaut. Dann habe ich sie mir geschnappt und bin in ein staatliches Krankenhaus gerast.“

Zu diesem Zeitpunkt konnte Sarah nicht einmal sprechen. „Sie hat bis zum Schluss meine Hand die ganze Zeit gedrückt, um mir zu zeigen, dass sie da ist.“

Unzumutbare Zustände in kroatischem Krankenhaus

„Es handelt sich um einen normalen Hautkeim, der sitzt bei uns wohl allen auf der Haut, der ist in der Blutbahn gelandet und setzt sich nur auf vorbelasteten Herzklappen ab.“ Später heißt es, dass der Hautkeim durch einen eingewachsenen Zehennagel bei Sarah ins Blut gelangt sei. Auf Sarahs Wunsch, in ein Krankenhaus nach Österreich oder Deutschland verlegt zu werden, reagieren die Ärzte nicht.

Stattdessen transportieren sie Sarah ins 200 km entfernte Zagreb, in ein spezialisierteres Infektionskrankenhaus. „Ich hab’ das Zelt abgerissen und ab in den Hänger, mit den Kindern und der Schwiegermutter, hinterher nach Zagreb.” Doch hier trifft den 36-Jährigen der Schock. „Da war schwarzer Schimmel in den Ecken, zwei Zentimeter dicker Staub, überall hingen die Kabel.“

Vor Ort habe man Benny gesagt, er solle sich beruhigen. Mit dem richtigen Antibiotikum würde es Sarah bald wieder besser gehen. Doch „das waren Zustände, das war untragbar, was da unten los war“. Daher versucht der Vater alles, um Sarah nach Deutschland zu bringen. Und tatsächlich: Schließlich kann sie nach Regensburg transportiert werden.

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Mutter von Kroatien nach Regensburg transportiert

Doch „ab Regensburg ist der Albtraum dann tatsächlich erst losgegangen“, erzählt Benny. Man habe dem 36-Jährigen versichert, „dass sie da drüberschauen würden, über alles, was die Kroaten gemacht haben”. Dazu erklären sie dem Mann, dass Sarah mehrere Schlaganfälle gehabt habe und in ein künstliches Koma verlegt wurde.

Zuerst scheint Sarah auf dem Weg der Besserung, die Entzündungswerte fallen mit jedem Tag ab. „Sarah war wieder Sarah, man hat sie wieder als Sarah erkannt. Dass sie stirbt, da war überhaupt kein Gedanke.“

Doch dann erklärt ihm ein Arzt, dass man wegen der Verlegung von Kroatien nach Deutschland versäumt habe, den Darm der 33-Jährigen zu entleeren. Kurz darauf seien die Entzündungswerte wieder rapide hochgegangen. Gegen drei Uhr nachts hört Sarahs Herz plötzlich auf zu schlagen.

Benny vermutet, dass ein Versäumnis der Uniklinik schuld sei. Das Uniklinikum Regensburg schreibt auf RTL-Anfrage, dass sie aus Datenschutzgründen keine Angaben zu dem Vorfall machen könnte.

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Sarah war „der Grundpfeiler unserer Familie“

„Ich fühle mich heute noch, als wäre ich in einem Albtraum, aus dem ich einfach nicht aufwache“, erzählt der Vater. Die Familie brauche nun Zeit, den schrecklichen Verlust zu verarbeiten und möchte auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: „Für uns steht nach wie vor die Welt still, unsere Sarah war der Grundpfeiler unserer Familie.“ Der Krankentransport und die Bestattung haben dazu noch ein großes Loch in die Familienkasse gerissen.

Daher haben Angehörige für Benny und seine Kinder eine GoFundMe-Seite erstellt, um Spenden zu sammeln. „Dass die Unterstützung so enorm ist, damit hat keiner gerechnet“, erzählt der Vater und erklärt: „Das ist Wahnsinn, die ganzen tollen Worte, die mich erreichen von fremden Menschen, die ich noch nie gesehen habe.“