Gericht hat entschiedenNach Ärger um Cashless-Armbänder – Lollapalooza-Besucher können Geld zurück fordern!

Die Veranstalter erwarten mehr als 50.000 Besucher pro Tag.
Rund 60.000 Besucher drängen jährlich auf das Lollapalooza Festival in Berlin. Ein Spaß, der kostentechnisch für viele nicht ganz ohne Reue war.
Joerg Carstensen/dpa
von Lauren Ramoser

Ein ganzes Wochenende feiern, trinken und tanzen in der Sommersonne!
Damit Festival-Besucher keinen Stress mit Bargeld oder gestohlenen Bankkarten haben, setzt das Lollapalooza auf Bezahl-Chips. Umsonst gab es den Service allerdings in der Vergangenheit nicht, beim Aufladen oder Zurückzahlen verdienten die Veranstalter 2023 kräftig mit – zu Unrecht, wie ein Gericht jetzt entschied. Wir erklären, wie ihr euer Geld auch zwei Jahre später noch zurückbekommt.

Extra-Gebühr zum Aufladen und Zurückzahlen

Bargeld oder EC- und Kreditkarten helfen Festivalgängern auf dem Lollapalooza und auch vielen anderen Festivals nicht weiter. Die Gäste erhalten vielmehr ein Armband oder einen Chip, den sie selbst mit Geld aufladen können. „Cashless Payment vereinfacht die Bezahlung auf dem Veranstaltungsgelände und verkürzt die Wartezeiten“, schreibt FRHUG Festival GmbH & Co. KG, Veranstalter des Lollapalooza Festivals, auf seiner Website. Doch kostenlos wurde Gästen der verpflichtende Service nicht angeboten.

Die Gebühr zum erstmaligen Aufladen des Chips betrug 2023 immerhin 1,50 Euro. Auch die Rückzahlung von übrig gebliebenem Guthaben war nicht kostenlos: 50 Cent pro Person verlangte der Veranstalter für diesen Service. Für den einzelnen mag das eine geringe Summe sein, für den Veranstalter summierte es sich bei 55.000 Gästen.

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Verbraucherzentrale klagt gegen Gebühren

Die Rechtsexperten des Bundesverbands der Verbraucherzentrale hielten die Gebühren für rechtswidrig und zogen vor Gericht – mit Erfolg! Das Landgericht Berlin hat entschieden, dass die zusätzlich erhobenen Gebühren nicht zulässig sind. Außerdem sei die von den Veranstaltern gesetzte Frist zur Rückerstattung zu kurz. Heißt: Statt knapp 30 Tagen haben Gäste drei volle Jahre Zeit, die Gebühren zurückzuverlangen - die Frist für das Festival 2023 endet also erst im Dezember 2026. Eine gute Nachricht für betroffene Festival-Gäste von 2023!

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So bekommt ihr euer Geld zurück

Die zu viel gezahlten Gebühren könnt ihr jetzt noch zurückfordern: „Verbraucher:innen, die aber für das Festival 2023 die Zusatzkosten bezahlt haben oder aufgrund der begrenzten Rückerstattungsfrist von einer Rückforderung ihres Restguthabens abgesehen haben, können sich an den Veranstalter wenden und eine Rückerstattung fordern – dies am besten nachweisbar“, erklärt die Verbraucherzentrale auf RTL-Anfrage.

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Hierfür reicht eine Mail an den Veranstalter mit der zu viel gezahlten Summe. Nachweis kann etwa ein Kontoauszug sein.

Was bedeutet das Urteil für andere Festivals?

Ein bargeldloses Bezahlsystem nutzen die Veranstalter vieler Festivals seit Jahren. Aber schon 2019 gab es Ärger: Damals hatte das Airbeat One in Mecklenburg-Vorpommern 2,50 Euro für das Aufladen der Bänder verlangt. Unzulässig, entschied der Bundesgerichtshof damals. Gäste sollten bei solchen Gebühren also hellhörig werden und sich beschweren.

Die Verbraucherzentrale hofft jetzt auf „eine Signalwirkung“, die „andere Veranstalter dazu veranlasst, von Zusatzkosten auf ihren Festivals oder Hindernissen bei der Rückzahlung abzusehen.“

Lollapalooza will sich nicht gegenüber RTL äußern

Eine RTL-Anfrage zum neuen Urteil des Landgerichts Berlin lehnen die Veranstalter des Lollapalooza-Festivals ab, da das Urteil noch nicht rechtskräftig sei. Die Festivalbetreiber sind in die nächste Instanz vor Gericht gezogen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt die Rückforderung für betroffene Gäste dennoch. Der Veranstalter könne sie allerdings vertrösten.

Das Gericht hatte angeordnet, dass es auf der Festival-Website eine Richtigstellung geben müsse. Wichtig sei der Hinweis, dass Gäste die Gebühren zurückfordern können. Bislang ist dieser Hinweis auf der Website nicht zu finden.