Auch Hunde sind ums Leben gekommen
Tote Störche in der Wesermarsch: War hier ein Tierhasser am Werk?
von Juliana Schatzschneider
Das Entsetzen in Oberhammelwarden in der Wesermarsch (Niedersachsen) ist groß. Ein extrem beliebtes Storchenpaar ist tot. Der schlimme Verdacht: Die beiden Tiere könnten vergiftet worden sein!
Störche wohnten seit 10 Jahren in Oberhammelwarden
Im Wohngebiet rund um das Storchennest waren die Tiere das Gesprächsthema Nummer eins, wenn sie im Frühling aus Afrika zurückkehrten. Die Anwohner haben regelmäßig das Nest gereinigt und wussten genau, wie viele Eier jedes Jahr gelegt wurden. Es gibt sogar eine Infotafel mit allem Wissenswerten über die gefiederten Dorfbewohner. Doch das zehnte Jahr, in dem das Storchenpaar nach Oberhammelwarden zurückgekehrt ist, sollte das letzte für sie sein. Am Sonntag wurden sie leblos aufgefunden.
Experte vermutet eine Vergiftung
„Es regt sich schon der Verdacht, dass die Störche keines natürlichen Todes gestorben sind“, sagt Udo Hilfers im Gespräch mit RTL. Er ist ehrenamtlicher Storch-Experte. „Giftköder sind hier im Dorf schon länger ein Problem“, erzählt er. In den vergangenen Monaten sind gleich mehrere Hunde gestorben, weil sie ihren Besitzern zufolge Gift gefressen hatten. Einige Tiere entkamen dem qualvollen Tod nur knapp. „Vielleicht war es Gift, das nicht für die Störche bestimmt war“, vermutet Hilfers. Doch auffällig ist: „Der Schaukasten, in dem die Storch-Fans alle Infos zu dem seit Jahrzehnten bewohnten Nest festhalten, wurde am Wochenende seit 20 Jahren das erste Mal zerstört.“ Unter anderem sei die Tür herausgerissen worden. Möglicherweise von einem Tierhasser, der auch Giftköder im Dorf verteilt.
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Hat der Storchnachwuchs überlebt?
Als die Bewohner von Oberhammelwarden am Sonntag den ersten Storch tot auffinden, holen sie sofort Hilfers dazu. Der ehrenamtliche Storch-Experte klettert zu dem mehr als 8 Meter hohen Nest hoch, findet den zweiten leblosen Storch und fünf Eier. Sie sind schon kalt. Hilfers will die Hoffnung nicht aufgeben und nimmt sie mit in seine Storchenpflegestation. Seit 30 Jahren kümmert Hilfers sich gemeinsam mit seiner Frau ehrenamtlich um verletzte Störche in der Wesermarsch, alles auf eigene Kosten. „Da sind wir immer dringend auf Spenden angewiesen, denn sonst müssen die Tiere eines Tages notgedrungen eingeschläfert werden“, fürchtet Hilfers.
Etwa 50 Störche nimmt das Ehepaar pro Jahr auf und versucht alles, um die Störche so schnell wie möglich wieder auszuwildern. Doch einige dutzend Tiere würden in der freien Natur nicht mehr überleben. Sie bleiben in der Storchenpflegestation, haben teilweise keine Beine, Flügel oder Augen mehr. Jetzt könnten die Vögel einen wichtigen Job übernehmen: Wenn aus den Eiern des verstorbenen Storchenpaares noch Küken schlüpfen, sollen sie von den anderen Ziehkindern großgezogen werden. „In etwa einer Woche werden wir wohl wissen, ob in den Eiern bei der Rettung noch Leben steckte“, erklärt Udo Hilfers. Bis dahin lägen die 5 Waisen in der Brutmaschine.
Die Störche werden jetzt obduziert
Das am Wochenende verendete Storchenpaar hat der Experte auf eigene Kosten zur Obduktion an die Universität München geschickt. Er ist sich sicher, dass ihr unerwarteter, gleichzeitiger Tod kein Zufall sein kann und will den Grund jetzt ganz genau wissen. Es könne auch sein, dass die Störche z.B. dem Bau von Windkraftanlagen im Wege standen und deshalb sterben mussten. „Vor allem will ich natürlich verhindern, dass weitere Tiere an der gleichen Sache sterben“, sagt Hilfers. Mit dem Obduktionsergebnis des Storchenpaares rechnet er nach Ostern. Dann entscheidet er auch, wie er in dem Fall weiter vorgeht.