Zündschloss-Probleme: Mehr als 300 Tote durch GM-Pannenserie

FILE -  A file photo dated 02 March 2010 of a Chevrolet Cobalt car outside of Hoskins Chevrolet dealership in Elk Grove Village, Illinois, USA. General Motors (GM) will recall more than 770,000 compact cars of the Chevrolet Cobalt and Pontiac G5 models which were built between 2005 and 2007 because of problems that might cause the engine and other components of the car to turn off unintended, media reports from the USA reported on 13 February 2014. EPA/KAMIL KRZACZYNSKI/dpa  Chevrolet Cobalt (zu dpa "Tödliche Pannenserie: Alte Probleme verfolgen neue General Motors" vom 14.03.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Chevrolet-Cobalt-Modelle von 2005 bis 2007 sind von den fehlerhaften Zündungen betroffen.
dpa, Kamil Krzaczynski

Durch fehlerhafte Zündungen bei Fahrzeugen des US-Autobauers General Motors sind nach Angaben von US-Verbraucherschützern mehr als 300 Menschen gestorben - deutlich mehr als bislang angenommen. GM kritisiert die Studie. Dennoch wird nun eine Klagewelle erwartet. Längst ist der Fall zu einer Gefahr für das Image des Autokonzerns geworden. Doch hinter reinen den Unfallstatistiken stehen auch menschliche Tragödien.

Insgesamt 303 Todesfälle gehen nach Auffassung des einflussreichen 'Center for Auto Safety' auf fehlerhafte Zündungen zurück. Dabei wurden offizielle Unfalldaten extern ausgewertet. General Motors hatte lediglich von einem Dutzend gesprochen. Bei den betroffenen Autos kann die Zündung demnach unbeabsichtigt während der Fahrt in die 'Aus'-Position zurückspringen. Dabei können sich der Motor und elektrische Systeme abschalten, darunter die Airbags. Die Fahrzeuge wurden überwiegend in den USA, Kanada und Mexiko verkauft.

Der Autobauer soll 2001 erstmals auf die Probleme hingewiesen worden sein, aber erst im Februar 2014 insgesamt 1,6 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen haben. Die Opel-Mutter erklärte, der Bericht der Organisation fuße auf "groben Daten". Ohne eine genaue Analyse sei der Versuch, "daraus irgendwelche aussagekräftigen Schlüsse zu ziehen, pure Spekulation". Eine eigene Untersuchung zu dem Thema dauere an, hieß es. GM liegen nach eigenen Angaben Berichte über 34 Unfälle vor, bei denen zwölf Menschen gestorben seien. Bis vor kurzem war GM davon ausgegangen, dass knapp 800.000 Fahrzeuge von dem Problem betroffen sind. Im Februar weitete das Unternehmen den Rückruf auf 1,6 Millionen Autos aus.

Verbraucherschützer fordern bereits, dass der Konzern einen Opferentschädigungsfonds im Volumen von einer Milliarde Dollar einrichtet. Auch eine Klagewelle dürfte drohen. Verkehrsminister Anthony Foxx sicherte eine "aggressive Untersuchung" zu, ob GM der Regierung zu langsam die Probleme mit den Zündungen bei den Chevrolet-Cobalt-Modellen von 2005 bis 2007 und den Saturn-Ion-Baureihen von 2003 bis 2007 meldete. Die Staatsanwaltschaft von Manhattan nahm Strafermittlungen auf. Im US-Kongress wollen die zuständigen Ausschüsse im Repräsentantenhaus und im Senat Anhörungen ansetzen.

Bilder toter Teenager füllen die Zeitungen

Der Opel-Mutterkonzern muss sich nun die Frage gefallen lassen, warum er so lange brauchte, um das Problem anzugehen. General Motors steckt in der wohl schwersten Vertrauenskrise seit der Beinahe-Pleite 2009. Doch hinter den Zahlen stehen vor allem menschliche Tragödien. In den USA füllen die Bilder toter Teenager die Zeitungen.

Es sind Fotos wie von Natasha Weigel und ihrer Freundin Amy Rademaker, die die USA derzeit bewegen. Die beiden 18 und 15 Jahre jungen Frauen starben vor acht Jahren, als ihr Auto von einer Landstraße in Wisconsin abkam und gegen Bäume prallte. Der Grund blieb damals unklar. Heute steht fest: Ihr Chevrolet Cobalt gehörte zu jenen Modellen aus dem Hause General Motors, bei denen während der Fahrt die Zündung ausgehen kann. Weder Servolenkung noch Bremskraftverstärker oder Airbags funktionieren dann.

"Die menschliche Seite des GM-Rückrufs", betitelte die landesweite Zeitung ‘USA Today‘ einen Fotostrecke mit Opfern, die auch Natasha und Amy zeigte. Andere namhafte Medien wie die 'New York Times' berichteten ebenfalls ausführlich über die Schicksale hinter den Unfallstatistiken. Oft geht es um Teenager und ihre trauernden Eltern. Bei den Autos handelte es sich um typische Anfängerfahrzeuge.

Die technische Lösung des Problems dürfte nicht einmal besonders teuer sein, schätzt die Ratingagentur Fitch und kalkuliert mit weniger als 100 Millionen Dollar. Ein derartiges Zündschloss koste in der Produktion zwischen zwei und fünf Dollar, sagte eine Sprecherin des Zulieferers Delphi, der die Originalschlösser hergestellt hatte. Der Einbau in der Werkstatt sei eine Sache von wenigen Minuten.