„Für die Tiere im Zoo ist das Spiel vorbei“

So brutal quälen Taliban-Kämpfer Tiere im Kabuler Zoo

Ein Taliban-Kämpfer richtet sein Gewehr auf einen wehrlosen Bären.
Ein Taliban-Kämpfer richtet sein Gewehr auf einen wehrlosen Bären.
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Es sind unerträgliche Bilder aus dem Kabuler Zoo! Wo vor wenigen Wochen ein Hauch von Normalität herrschte, Kinder mit ihren Eltern Zootiere besuchten, wüten nun die Taliban – und das inmitten der Verhandlungen mit der Staatengemeinschaft. Auf Fotos ist zu sehen, wie Islamisten Gewehre auf schutzlose Tiere richten, sogar Granaten in deren Gehege werfen. Wie viele Tiere schon getötet worden sind – völlig unklar.

„Für die Tiere im Zoo ist das Spiel vorbei“

epa000314444 Afghanis watch the Lion Marjan at Kabul Zoo on Wednesday 17 November 2004. Today's Kabul Zoo is a shadow of its former self. Established in the late 1960s by the zoological department of Kabul University and supported by the Cologne Zoo in Germany, Kabul Zoo had a collection of about 500 animals at its zenith. But a decade of conflict with the Soviet Union in the 1980s, followed by years of tribal fighting around the Afghan capital, has left the zoo in shambles. EPA/SYED JAN SABAWOON
Ein Löwe im Kabuler Zoo vor der Machtübernahme der Taliban.
deutsche presse agentur

Die zurückgelassenen 280 Tiere im Kabuler Zoo scheinen den militant-islamistischen Taliban erneut schutzlos ausgeliefert zu sein. Ähnliche Bilder hatte es bereits bei der ersten Machtübernahme 1996 gegeben, als Dutzende Tiere im Kabuler Zoo getötet wurden oder verhungert sind, schreibt die britische „The Sun“. Damals sei der Zoo von den Taliban teilweise zerstört worden. Unverzeihlich: Ein Taliban-Kämpfer hatte einen Löwen und einen Elefanten mit einer Granate schwer verletzt.

25 Jahre später ist auf einem Foto zu sehen, wie ein einsamer Bär in einem Gehege von mehreren sichtlich amüsierten Taliban-Kämpfen umgeben ist. Einer von ihnen richtet ein in den USA hergestelltes M16-Gewehr auf das wehrlose Tier. Berichten zufolge seien in den vergangenen Tagen Zootiere von den Taliban misshandelt worden, darunter Löwen, Tiger, Affen und Wölfe.

„Für die Tiere im Zoo ist das Spiel vorbei“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter der Zeitung. Die Tiere könnten nicht einmal entkommen, so der Mitarbeiter weiter. „Ich kann mir das Grauen gar nicht vorstellen.“

"Asia for Animals": Zoo in Kabul weiterhin intakt

Ein Bär präsentiert sich am 07.06.2004 im Zoo von Kabul den Besuchern in voller Größe. Der Tierpark ist nach diversen Kriegen nur noch ein Schatten seiner selbst. Bei seiner Gründung in den 60erJahren lebten hier noch rund 500 Tiere. Heute sind es weitaus weniger und der Zustand der Gehege lässt auch zu wünschen übrig Foto: SYED JAN SABAWOON dpa
Der Zoo war ein beliebter Ausflugsort für viele Afghanen in Kabul.
deutsche presse agentur

Zuletzt habe es Berichte gegeben, wonach die Zootiere weiterhin von Mitarbeitern betreut würden. Auch dem Bären soll es gut gehen. Die neusten Bilder lassen jedoch schwer daran zweifeln.

Aktuell werde die Lage von der Tierschutzorganisation „Asia for Animals“ beobachtet, heißt es. Die Tiere werden wie gewohnt gepflegt und gefüttert, steht in einer Mitteilung. Kontakte vor Ort hätten bestätigt, dass der Zoo trotz der instabilen Situation intakt ist und der Bär noch am Leben sei. Die Organisation betont jedoch, dass die Zukunft für die Tiere ungewiss sei.

Außerdem, so „The Sun“, würden zurzeit viele streunende Hunde durch Kabul streifen, die von ihren Besitzern vor der Flucht ausgesetzt worden sein sollen. (mor)