Trotz Fortschritte beim Impfen und sinkender Infektionszahlen
Umfrage: Schlechte Noten für Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung

Die Mehrheit der Deutschen geben der Bundesregierung schlechte Noten beim Corona-Krisenmanagement. Mehr als die Hälfte - trotz der Fortschritte beim Impfen und sinkender Infektionszahlen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigen sich 24 Prozent „sehr unzufrieden“ und weitere 30 Prozent „eher unzufrieden“ mit dem Agieren der Regierung.
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Zufriedenheit nimmt zu
Dagegen sind nur 6 Prozent „sehr zufrieden“ und 35 Prozent „eher zufrieden“. 5 Prozent machen keine Angaben.
Allerdings nimmt die Zufriedenheit zu. Im März waren noch insgesamt 65 Prozent der Deutschen unzufrieden und nur 30 Prozent zufrieden. Nur bei den Anhängern der Union überwiegt die Zufriedenheit mit 62 zu 36 Prozent. Besonders unzufrieden sind die Anhänger der AfD mit 84 zu 16 Prozent. Abzuwarten bleibt, wie sich die Zufriedenheitswerte bis zur Bundestagswahl am 26. September entwickeln und wie lange den Menschen die Verfehlungen der Politik im Gedächtnis bleiben.
Experte: Viele Krisenmanager wurden "kalt erwischt"

Was genau schief lief, weiß Wolfgang Grambs. Er koordinierte die letzten große bundesweite Pandemie-Übung 2007 und beklagt eine unzureichende Umsetzung der damaligen Erkenntnisse in der heutigen Corona-Krise. Mit Blick auf die aktuelle Seuche sagt Grambs: „Wir sind eigentlich nie vor die Lage gekommen.“ Etwa bei Impfungen und Schulschließungen habe Deutschland zu spät und nicht optimal gehandelt. Bei einer besseren Umsetzung der Empfehlungen von 2007 wäre das Land nicht „relativ unvorbereitet“ in eine Krise geschlittert, die sich anders als ein Stromausfall über Wochen angekündigt habe - etwa mit negativen Nachrichten aus China.
Nach einer zweijährigen Vorbereitung hatten Behörden von Bund und Ländern, Unternehmen und andere Organisationen bei der zweitägigen Abschlussübung „Lükex 2007“ den Ausbruch einer Supergrippe mit 27 Millionen Kranken und mehr als 100.000 Toten simuliert. Nur mit Computern und Stiften - reale Einsatzfahrten gab es nicht. Laut dem Abschlussbericht traten bei der Übung mit 3.000 Beteiligten „Schwachstellen“, „Defizite“ und „Missverständnisse“ zutage. Das 53-seitige Papier formuliert zahlreiche Handlungsempfehlungen.
Dazu zählt etwa die Aufforderung zu kontinuierlichen Folgeübungen und Fortbildungen. Doch dazu ist es laut Grambs zu wenig gekommen: „Es fehlt eine nationale Übungskultur.“ Dieses Defizit und ständige Personalwechsel führten zum Verlust von Wissen und Erfahrungen: „Viele Krisenmanager wurden so im Frühjahr 2020 kalt erwischt.“
(dpa/mst)