Eklig und gefährlich
Würmer und andere Parasiten – geschlossener Privatzoo in Nauen war Gefahr für Besucher

Im Januar 2021 wurde der Privatzoo im brandenburgischen Nauen vom Veterinäramt geschlossen. Der Grund: Katastrophale Lebensbedingungen für die Tiere vor Ort. Ponys, Waschbären und sogar Affen – und sie alle lebten in Dreck und Kot, wurden falsch ernährt und hatten kaum Bewegungs- und Spielmöglichkeiten. Die Tierschutzorganisation „Aktion Tier“ schritt ein und sorgte dafür, dass der Privatzoo geschlossen wurde, denn von dem versprochenen Paradies für Tiere war keine Spur.
Gefahr für Zoo-Besucher

Die rund 60 aus dem Zoo geretteten Tiere wurden aufgepäppelt und von Tierarzt Dr. Florian Brandes medizinisch untersucht. „Hier zeigte sich, dass die Tiere nicht nur abgemagert und in einem schlechten Pflegezustand waren, sondern außerdem eine Reihe Erreger in sich trugen, die beim Menschen Krankheiten hervorrufen können“, erklärte Dr. Brandes.
Der Grund: Die katastrophalen hygienischen Zustände im Privatzoo. Und die sind nicht nur eine Zumutung für die Tiere, sondern auch gefährlich für den Menschen, denn Besucher hätten sich bei einem Besuch mit Bakterien und Parasiten anstecken können, zumal ein unmittelbarer Kontakt zu den Tieren möglich war.
"Schwere Schädigungen von Nervensystem, Augen und Gehirn"

Die Waschbären zum Beispiel litten unter dem Waschbär-Spulwurm. Wenn Menschen die Eier dieses Spulwurms aufnehmen, schlüpfen die Larven im Darm, wandern durch den Körper und können schwere Schädigungen von Nervensystem, Augen und Gehirn verursachen. Das ist nicht nur wahnsinnig eklig, sondern auch gefährlich.
„Auch die beiden Affen litten an zwei auf den Menschen übertragbaren Infektionskrankheiten, dem Bakterium Campylobacter und dem parasitären Peitschenwurm Trichuris trichiura“, berichtete Dr. Florian Brandes. Campylobacter ist ein Durchfall-Erreger, der zu Kopfschmerzen, Mattigkeit, Durchfall und Bauchschmerzen führt. Außerdem zu Folgeerkrankungen wie Gelenkentzündungen.
Ansteckungsrisiko für die Mitarbeiter von "Aktion Tier"

Tierarzt Dr. Brandes hat die Tiere in Nauen unweit von Berlin eingefangen und Kotproben genommen. Aber auch einige Mitarbeiter von „Aktion Tier“ waren vor Ort – darunter auch Ursula Bauer: „Nachdem klar war, dass die Waschbären und Affen Krankheitserreger in sich trugen, die auf den Menschen übertragbar sind, machten sich natürlich alle Gedanken, die beim Einfangen mit dem Kot der Tiere in Berührung gekommen waren. Zum Glück hatte sich aber niemand infiziert.“
„Aktion Tier“ hat nun das zuständige Veterinäramt informiert und hofft darauf, dass das Gelände gesperrt wird, denn der Boden ist verseucht und stellt für Menschen ein potentielles Gesundheitsrisiko dar – wahrscheinlich über viele Jahre.
Die Tiere litten unter der grausamen Haltung

Neben den Parasiten und anderen Erkrankungen, ging es den rund 60 Tieren im Privatzoo auch sonst nicht besonders gut. Die zwei Affen leiden zum Beispiel bis heute unter der grausamen Haltung. Beide Tiere haben verkürzte Schwänze - vermutlich haben die Affen selbst sie immer und immer wieder aus Langeweile angenagt. Das Affenweibchen ist zudem auf einem Auge blind – wahrscheinlich das traurige Ergebnis einer unbehandelten Augenkrankheit.
Die zwei Grünen Meerkatzen sind zurzeit in der „Aktion Tier“-Wildtierstation im niedersächsischen Sachsenhagen untergebracht. Da werden sie vermutlich für den Rest ihres Lebens bleiben. Für die zwei sucht „Aktion Tier“ noch Paten, die finanziell bei der Unterbringung und medizinischen Versorgung unterstützen wollen. Informationen dazu gibt es unter: 057 25 / 708730 oder info@wildtierstation.de.
TBI