Ein Kommentar zur Kadernominierung
Diese Spieler muss Hansi Flick mitnehmen - und auf diese kann er verzichten

Am Donnerstag um 12 Uhr gibt Bundestrainer Hansi Flick seine 26 Mann an, die Deutschland bei der Fußball-WM in Katar vertreten. Dabei gibt es reichlich Kandidaten, die es verdient hätten. Und einige, die nach sportlichem Ermessen eigentlich zu Hause bleiben müssen.
Unbedingt mitnehmen: Niclas Füllkrug

Vorneweg. Wenn es eine Position gibt, auf der es am „leichtesten“ ist, in den WM-Kader aufgenommen zu werden, ist es die des Mittelstürmers. Seit Miroslav Klose und zeitweise Mario Goméz gibt es keinen Stürmer in Deutschland, der auf Weltklasse-Niveau spielt. Und dennoch braucht es jemanden, der die Rolle des klassischen „Neuners“ ausfüllen kann. Speziell gegen tiefstehende Gegner, die vor allem in der Gruppenphase durchaus zu erwarten sind, könnte die große Stunde von Füllkrug schlagen.
Zuhause lassen: Mats Hummels

In der Verteidigung liegt bei Deutschland definitiv ein weiterer Schwachpunkt. Allerdings eher auf den Außenpositionen, nicht im Zentrum. Hier ist mit Antonio Rüdiger Niklas Süle, Robin Koch, Nico Schlotterbeck und einem weiteren, gleich auftretenden Kandidaten jede Menge Auswahl vorhanden. Hummels gilt als erfahren und könnte, ähnlich wie Lukas Podolski 2014 auch ohne Rolle auf dem Platz, als Leader mitkommen. Das Problem: Den Poldi-Effekt scheint Hummels nicht mitzubringen. Seine Rückkehr zu Borussia Dortmund ist – objektiv betrachtet – ein Flop. Statt ein Ruhepol zu sein, ist der 33-Jährige häufig ein Unsicherheitsfaktor bei Schwarz-Gelb. Oder anders gesagt: Er ist Teil des Problems und nicht der Lösung. Keine lohnenswerte Rückhol-Aktion.
Unbedingt mitnehmen: Matthias Ginter

Wo wir beim angesprochenen Alternativ-Kandidaten für Hummels wären: Matthias Ginter. Auch bei ihm gab es eine Rückkehr zur alten Liebe, dem SC Freiburg. Im Gegensatz zu den meisten Rückhol-Aktionen läuft es für den 28-Jährigen aber hervorragend. Ginter befindet sich in Bestform und hat als Weltmeister von 2014 (wenn auch ohne Einsatz damals) fast ein Jahrzehnt Nationalmannschaftserfahrung. Den Leader für schwierige Situationen hat er also ebenfalls drauf und ist im Gegensatz zu Hummels deutlich flexibler einsetzbar. In der Dreierkette oder auf allen Positionen in der klassischen Vierer-Verteidigung.
Zuhause lassen: Mario Götze

Was gescheiterte Comebacks beim Ausbildungsverein angeht, kann Mario Götze auf jeden Fall ein Wörtchen mitreden. Nach seinem Transfer von Dortmund nach Eindhoven bekam der Siegtorschütze des WM-Finals 2014 den zweiten Frühling seiner Karriere und rockt seit dieser Saison mit Eintracht Frankfurt die Champions League. Für Götze liegt der Fluch aber im starken Mittelfeld des DFB-Teams. Sowohl im Zentrum als auch auf den Außen ist Deutschland bestens besetzt und damit nicht auf den 30-Jährigen angewiesen. Weitere Spieler wie ein möglicherweise wieder fitter Florian Wirtz drängen zudem ebenfalls auf die wenigen Plätze. Und an den Bayern-Stars gibt es sowieso kein Vorbeikommen.
Mitnehmen: Florian Wirtz

Wie wäre es statt Götze mit einer jüngeren, gleichwertigen Alternative? Ohne seinen Kreuzbandriss wäre Florian Wirtz sicherlich ein gesetzter Kandidat im 26 Mann starken Kader von Hansi Flick geworden. So ist es ein großes Risiko, das Supertalent mitzunehmen. Zumal noch gar nicht zu 100 Prozent klar ist, ob es Wirtz rechtzeitig zur WM schafft. 2018 hat aber gelehrt: In schwierigen Momenten braucht es manchmal einfach einen Geniestreich. Und dafür reichen auch 20 Minuten Spielzeit. Diese schafft ein wieder fitter Wirtz problemlos. Ein unberechenbarer Kandidat, der als Ergänzung unbedingt mit dabei sein sollte.
Zuhause lassen: Karim Adeyemi

Es ist etwas unfair, Karim Adeyemi in einer immer wieder strauchelnden Mannschaft von Borussia Dortmund anhand seiner Statistiken zu bewerten. Doch für einen Offensivspieler sind zwei Tore und keine einzige Vorlage einfach nicht ausreichend für die Nationalmannschaft. Dazu kommt das bereits bei Götze genannte Problem, dass auf den Außenposition sich sowieso schon genügend Konkurrenz tummelt, die sich im Moment einfach in besserer Verfassung befindet. Zwar kann Adeyemi auch im Sturmzentrum spielen, doch hier läuft ihm im Zweifel BVB-Mitspieler Youssoufa Moukoko (17) den Rang ab. Ob Letzterer stattdessen mitgenommen werden muss, ist eine andere Debatte. Doch Adeyemi ist definitiv nicht in WM-Form. Für die Zukunft könnte der 20-Jährige Youngster aber eine verheißungsvolle Option für den DFB werden.