Final-Schnellcheck

Messis Mentalitätsmonster fressen Frankreich auf und schießen ihn in die Unsterblichkeit

Wahnsinns-Endspiel! Argentinien ist Weltmeister Irrer Showdown mit Frankreich
01:41 min
Irrer Showdown mit Frankreich
Wahnsinns-Endspiel! Argentinien ist Weltmeister

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von Emmanuel Schneider

Maximales WM-Drama! Lionel Messi erfüllt sich in seinem letzten WM-Spiel den größten, den allerletzten Fußball-Traum, der für ihn noch übrig war. Der 1,69 Meter große Wunderstürmer hat es geschafft: Er führt Argentinien in einem brutal dramatischen Spiel zum so ersehnten WM-Titel und tritt mit dem größtmöglichen Triumph ab. Er geht als ultimativer Volksheld.

Was ist passiert?

Im Lusail Iconic Stadium entwickelte sich eine rasante Partie, die so nicht unbedingt zu erwarten war. Argentinien eröffnete den Final-Tango mit schnellen Schritten und reichlich Druck sowie Ballbesitz, erarbeitete sich viele Torchancen. Besonders im Mittelfeld gewannen die Südamerikaner entscheidende Zweikämpfe. Die Franzosen beschränkten sich in erste Linie aufs zuschauen. Handbremse statt Hurra-Fußball.

Lese-Tipp: Argentinien ist Weltmeister!

Und mussten dann einen ersten Schock-Moment überstehen. Keeper Hugo Lloris blieb nach einem Zusammenprall mit Romero und unbeabsichtigtem Check gegen den Brustkorb am Boden liegen und musste lange behandelt werden (9.).

Kurz darauf der nächste Rückschlag. Ousmane Dembele fällte Angel Di Maria im Strafraum. Messi traf lässig-locker vom Elfmeterpunkt (23.). Argentinien ließ nicht locker, eine Traumkombination aus der eigenen Hälfte veredelte Di Maria (36.) zum Doppelschlag. Der Blitz-Konter schickte Frankreich zunächst ins Tal der Tränen.

Mbappe schlägt gnadenlos zurück

Die Welt staunte: Nach 60 Minuten waren die hochbegabten Offensivkünstler Frankreichs auf keinen einzigen Torschuss gekommen. Verkehrte Welt. Besonders die stärkste Waffe der Franzosen, Mbappe, brachte das Mittelfeld überhaupt nicht ins Spiel. Anders ausgedrückt: Argentinien verteidigte beinhart, hauchte dem Offensivspiel jeden Ansatz von Leben aus.

Es musste dann schon eine Standardsituation her, um Frankreich zurück ins Spiel zu katapultieren. Mbappe schob den Elfmeter ein. Es war der erste Torschuss der Franzosen. Keine zwei Minuten später dreschte er mit dem zweiten Torschuss volley den Ball zum Ausgleich ins Tor. Das Spiel war gekippt, Frankreich plötzlich wieder ganz nah dran am Pott.

Mit 2:2 ging es in die Verlängerung. Auch dort hatten Argentinien die bessere Chance, ein Scheren-Schlag von Gonzalo Montiel entschärfte Varane per Kopf. Dann Auftritt Messi in der 109. Minute: einen Abpraller von Lloris drückt Messi geistesgegenwärtig über die Linie. Schon vor Abpfiff flossen die ersten WM-Tränen. Zu früh gefreut. Mbappe schlug wieder zurück, wieder per Elfmeter. Folgerichtig, dass im Elfmeterschießen die Entscheidung fiel. Mbappe und Messi legten vor – beide trafen. Die Mitspieler machen den Titel unter sich aus: Zwei Franzosen vergeben, Montiel schießt Messi in die Unendlichkeit.

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Was bedeutet das?

Argentinien feiert den dritten Weltmeistertitel und zieht damit in der Erfolgsliste an Frankreich vorbei. Für die Fans bedeutet es unendlich viel. Schon vor dem Halbfinale war Trainer Scaloni in Tränen ausgebrochen, als er darauf angesprochen wurde, was der Titel fürs Land bedeuten würde. Sein Team spiele „nicht für Geld“, betonte er.

Es ist der erste WM-Erfolg seit 1986 - damals war Lionel Messi noch nicht einmal geboren. Nun tritt er offiziell die Nachfolge von Volksheld und Fußball-Legende Diego Maradona an. Ein mehr als würdiger Abtritt für Messi, für den das Finale der letzte WM-Auftritt war – möglicherweise sogar das letzte Spiel im Nationaltrikot.

So haben sie gespielt:

Argentinien: E. Martinez - Molina (ab 91. Montiel), Romero, Otamendi, Tagliafico (ab 120.+1 Dybala)- de Paul (ab 102. Paredes), E. Fernandez, Mac Allister (116. Pezzella) - Messi, J. Alvarez (ab 103. L. Martinez), Di Maria (ab 64. Acuna). - Trainer: Scaloni

Frankreich: Lloris - Kounde (ab 120.+1 Disasi), Varane (ab 113. Konate), Upamecano, T. Hernandez (ab 71. Camavinga) - Tchouameni - Griezmann (ab 71. Coman), Rabiot (ab 96. Fofana)- Dembele (ab 41. Kolo Muani), Giroud (ab 41. Thuram), Mbappe. - Trainer: Deschamps

Schiedsrichter: Szymon Marciniak (Polen)

Tore: 1:0 Messi (23., Foulelfmeter), 2:0 Di Maria (36.), 2:1 Mbappe (80., Foulelfmeter), 2:2 Mbappe (81.), 3:2 Messi (108.), 3:3 Mbappe (118., Handelfmeter)

Zuschauer: 88.966 (ausverkauft in Lusail)

Die Szene des Spiels

Das zweite Tor der Argentinier – eine Augenweide. Molina fing einen langen Ball von Upamecano ab, leitete den Blitz-Konter und das One-Touch-Spektakel ein. Messi schickte Álvarez, der Mac Allister auf dem rechten Flügel bediente. Der legte im richtigen Moment auf den anrauschenden Di Maria rüber. Der Altstar fackelte den Ball mit dem linken Fuß in die rechte Ecke. Traumtor.

Gab es eine Überraschung?

Au ja. Argentinien-Coach Lionel Scaloni brachte Routinier Angel Di Maria in die Startelf – zum ersten Mal seit dem missratenen Auftakt gegen Saudi-Arabien (1:2). Dass er den Starspieler kaum beachtete (im Halbfinale gar nicht eingesetzt) war eines der großen Mysterien dieser WM. Offenbar wurde der Juve-Spieler wegen einer anhaltenden Oberschenkelverletzung zuletzt geschont. Der 34-Jährige rückte für Leandro Paredes ins Team.

Mit Messi war er übrigens der einzige Spieler im Team, der schon 2014 gegen Deutschland im WM-Finale stand. Und Di Maria machte, wofür der Trainer ihn gebracht hatte: wirbelte über Links in den Strafraum, war dort nur durch einen Elfmeter zu stoppen. Messi verwandelte den fälligen Strafstoß eiskalt. Beim zweiten Tor hielt er gleich als letzter Akteur der überragenden Ballstafette selbst seinen Fuß hin. Nach der Auswechslung Di Marias in der 64. Minute kippte das Spiel.

Der Tweet zum Spiel:

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Die Statistik zum Spiel

26. So viele WM-Spiele hat Lionel Messi nun auf dem Buckel. Damit hat er den deutschen Rekordspieler Lothar Matthäus abgelöst. Insgesamt erzielte Messi in allen WM-Spielen 13 Treffer, bereitete zudem acht Tore vor. An fünf Weltmeisterschaften nahm der „Floh" teil. Die Bilanz: Zwei Finalteilnahmen, zwei Mal Viertelfinale, ein mal Achtelfinale. Ein Titel. Drei Mal scheiterte er an Deutschland (2006, 2010 und 2014), nur ein Mal an Frankreich (2018).

Wer ist WM-Torschützenkönig geworden?

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Messi und Mbappe. Virtuell war erst der Argentinier vorne, dann sein Widersacher, auch beide mal gleichauf. Am Ende hatte Mbappe mit acht Treffern die Nase vorne. Messi wird es herzlich egal sein.

Ist Messi jetzt offiziell der Größte?

Klare Antwort: Jein. Der größte seiner Generation – diese Debatte ist wohl durch – Grüße an Cristiano Ronaldo. In den vergangenen 30 Jahren reicht kein Fußballer an die Klasse und Erfolge von Messi heran. Ob er auch „größer“ als Pele oder Maradona war – das lässt sich wie so oft wohl nicht abschließend klären. Zu groß sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ären der Spieler.

 Das sagen die Beteiligten

Emiliano Martinez (Torwart Argentinien): „Wir haben unglaublich gelitten. Eigentlich hatten wir es unter Kontrolle. Gottseidank haben wir es doch noch geschafft. Es war ein unglaubliches Finale, das hätte ich mir nicht erträumt.“