Auftaktsieg gegen Iran

England startet furios und hat trotzdem ein Problem

England in Torlaune FIFA WM 2022
01:21 min
FIFA WM 2022
England in Torlaune

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Mitfavorit England startet mit einem dicken Ausrufezeichen in die Fußball-WM. Die „Three Lions“ siegten zum Auftakt gegen den Iran mit 6:2. Einziger Wermutstropfen: Abwehrmann Harry Maguire musste verletzt ausgewechselt werden.

Start ohne "One Love"-Binde

DOHA, QATAR - NOVEMBER 21: Harry Maguire of England is attended to by Kieran Trippier before being substituted off during the FIFA World Cup Qatar 2022 Group B match between England and IR Iran at Khalifa International Stadium on November 21, 2022 in
Harry Maguire (r.)
LR / YL, Getty Images, Bongarts

Auf das Zeichen für Vielfalt und Toleranz verzichteten die Engländer kurzfristig, dafür setzten sie auf dem Platz ein sportliches Signal der Stärke: Die „Three Lions“ haben die Jagd nach ihrem ersten WM-Titel seit 1966 mit einem souveränen 6:2 (3:0) gegen den überforderten Außenseiter Iran eröffnet. Angeführt von einem bärenstarken Jude Bellingham von Borussia Dortmund sprühte der Vize-Europameister zeitweise vor Spielfreude und untermauerte seine Rolle als Mitfavorit.

Vor der Partie hatten sich die Engländer mit ihren europäischen Verbündeten dem erpresserisch empfundenen Druck der FIFA beugen müssen: Zu groß war die Angst vor Sanktionen, falls Kapitän Harry Kane als Erster in Katar die "One Love"-Binde tragen würde. Was ihnen blieb, war neben einem sportlichen Triumph durch die Treffer von Bellingham (35.), Bukayo Saka (43., 62.), Raheem Sterling (45.+1), Marcus Rashford (71.) und Jack Grealish (90.) der mittlerweile etablierte Kniefall vor dem Anpfiff als Zeichen für Rassismus.

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England muss indes einen Ausfall von Abwehrspieler Harry Maguire befürchten. Der 29-Jährige wurde am Montag beim Auftaktspiel gegen den Iran angeschlagen ausgewechselt und durch Eric Dier ersetzt. Eine Diagnose gab es zunächst nicht. Maguire fasste sich an seinen Rumpf und humpelte vom Rasen. Der wegen seiner Fehler in der Kritik stehende Maguire machte zuvor ein starkes Spiel. Er traf einmal nach einer Ecke per Kopf die Latte und legte zudem ein Tor von Flügelstürmer Bukayo Saka vor.

Zeichen der Solidarität

Auch die Iraner, für die Mehdi Taremi (65., 90.+13/Foulelfmeter) traf, zeigten vor Spielbeginn klare Kante: Bei der Nationalhymne schwiegen die Spieler. Dies ist als klares Zeichen der Solidarität mit den Regime-Kritikern in der Heimat zu werten. Seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini reißen die Massenproteste nicht ab, beim harten Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten sind seitdem zahlreiche Menschen getötet worden.

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Auf den Rängen hatten einige iranische Frauen Tränen in den Augen während der Hymne, in einen lauten Aufschrei mischten sich aber auch ein paar Pfiffe im Khalifa International Stadium. Rein sportlich schaltete das Team von Trainer Carlos Queiroz vor offiziell 45.324 Zuschauern zum Auftakt der Gruppe B voll in den Verteidigungsmodus, lauerte mit defensiver Fünferkette und einer Viererkette davor sehr tief in der eigenen Hälfte.

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England spielt Iran schwindelig

Torhüter Alireza Beiranvand krachte früh bei einer Flanke mit Verteidiger Majid Hosseini zusammen, musste mit dicker, blutender Nase nach gut zehnminütiger Unterbrechung vom Platz getragen werden. Am Ende betrug die gesamte Nachspielzeit 27 Minuten.

Beiravands Nachfolger Hossein Hosseini rückte schnell in den Blickpunkt. Harry Maguire (32.) scheiterte mit seinem Kopfball noch an der Latte, ehe Bellingham eine Flanke von Luke Shaw perfekt zu seinem ersten Länderspieltor ins lange Eck nickte.

Der Iran wirkte ohne den bis zur 77. Minute auf der Bank sitzenden Leverkusener Sardar Azmoun nun völlig überfordert, Saka nach Ecke und Sterling nach Flanke Kane legten noch vor der Pause nach.

Nach einem Dreifachwechsel zur zweiten Halbzeit stabilisierte sich der Außenseiter zunächst etwas, allerdings hauptsächlich weil die Engländer deutlich an Tempo herausnahmen. Der Weltmeister von 1966 kontrollierte jederzeit ohne Risiko die Partie - und wurde dennoch in der letzten halben Stunden noch reihenweise gefährlich. (msc/sid/dpa)