"Gefahr droht, dass der Krieg sich immer länger hinzieht"

Wegen zögerlicher Waffenlieferung: Hofreiter warnt vor "de facto Drittem Weltkrieg"

Kay Nietfeld
Grünen-Politiker Anton Hofreiter
deutsche presse agentur

Die Bundesregierung hadert weiterhin bei der Lieferung schwerer Waffen für die Ukraine. Grünen-Politiker Anton Hofreiter warnt vor weiterer Zurückhaltung: Die Bundesregierung würde so eine weltkriegsartige Ausweitung des Konflikts riskieren.
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Gefahr, "dass wir in einen erweiterten de facto Dritten Weltkrieg rutschen"

Das Problem der Haltung Deutschlands sei laut Hofreiter, "dass wir bei den Sanktionen bremsen, bei den Waffenlieferungen bremsen, und damit die Gefahr droht, dass der Krieg sich immer länger hinzieht", sagte der Europapolitiker im ZDF-"Morgenmagazin". Je länger sich der Krieg hinziehe, desto größer werde die Gefahr, "dass weitere Länder überfallen werden und wir dann am Ende in einen erweiterten de facto Dritten Weltkrieg rutschen".

Darüber hinaus kritisierte Hofreiter das von Bundeskanzler Olaf Scholz angeführte Argument, Deutschlands Möglichkeiten zu Waffenlieferungen seien begrenzt, weil die ukrainische Armee nicht an den modernen Waffensystemen ausgebildet sei. "Ich finde es etwas paternalistisch, dem ukrainischen Militär zu sagen, ihr könnt damit nicht umgehen", sagte Hofreiter. Die ukrainische Armee leiste "heldenhaften Widerstand".

Grünen-Parteispitze ist anderer Meinung

Die Kritik von Anton Hofreiter machte sich die Grünen-Parteispitze am Mittwoch nicht zu eigen. Bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine wird Deutschland nach Einschätzung der Grünen nicht abseits stehen. „Es ist gut, dass Bundeskanzler Scholz gestern nochmal deutlich gemacht hat: Die Unterstützung der Ukraine wird in enger Abstimmung mit unseren EU- und Nato-Partnern stattfinden, nicht als deutscher Sonderweg“, sagte der Grünen-Bundesvorsitzende Omid Nouripour der Deutschen Presse-Agentur. Dies gelte auch für die Lieferung von Waffen.

„Belgien, die Niederlande, Kanada und die USA haben bereits angekündigt, schwere Waffen zu liefern, und ich gehe davon aus, dass auch Deutschland zügig seinen Beitrag leisten wird“, sagte der Co-Parteivorsitzende. „Es braucht ein geschlossenes Vorgehen.“ (dpa/akr)