Schleswig-Holstein schließt Stationen

Über 270 Mitarbeiter an Corona erkrankt: Personalnotstand in deutscher Klinik

Der Haupteingang des Universitätskrankenhauses Schleswig-Holstein (UKSH)
Wegen Corona-Fällen unter Mitarbeitern und Notstand: Hier in Kiel schließt das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Stationen.
dpa, Markus Scholz

Die Variante BA.5 sorgt aktuell in Deutschland für einen enormen Anstieg der Corona-Zahlen. Davon betroffen ist unter anderem auch die Belegschaft des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Mehr als 200 Pflegekräfte und 70 Ärztinnen und Ärzte seien wegen Corona-Infektionen nicht einsetzbar, so die „BILD am Sonntag“. Deshalb muss das UKSH an den beiden Standorten Kiel und Lübeck Stationen schließen.

„Ebenso ist, wie im ganzen Land, das Patientenaufkommen in der Notaufnahme und in der stationären Versorgung erheblich gestiegen“, teilte das Klinikum am Mittwoch mit. Deutlich mehr Patientinnen und Patienten müssten mit und wegen einer Corona-Infektion mit hohem Aufwand versorgt werden.

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Die Lage ist sehr angespannt

Das Uniklinikum kündigte an, dass es zu Wartezeiten und Einschränkungen in der Versorgung planbarer, nicht verschiebbarer Eingriffe oder von Arztbesuchen kommen werde. Gegebenenfalls sollen zudem vorerst nur noch dringende, nicht verschiebbare Operationen erfolgen. „Wir haben eine äußerst angespannte Situation. Allein im UKSH sind von 16.000 Mitarbeitenden in den Kliniken in Lübeck und Kiel zurzeit 479 in Quarantäne. Stationen werden zusammengelegt und Operationen, die nicht dringend sind, verschoben“, so der Klinik-Sprecher Oliver Grieve zu „BILD am Sonntag“.

Den Mitarbeitern wurden alle Dienstreisen bis auf weiteres untersagt. „Es werden alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten in den Kliniken und Notaufnahmen gebraucht, um relevante akute Erkrankungen mit dem vorhandenen Personal versorgen zu können.“ Auch Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) erklärte, dass „insgesamt die Lage in den Kliniken landesweit sehr angespannt ist.“ Sie rief dazu auf, bei einer Coronaerkrankung auch nach der fünftägigen verpflichtenden Isolation zu Hause zu bleiben, wenn ein Selbsttest weiterhin positiv ist oder wenn weiter Symptome vorliegen.

Kiel schlägt Alarm

Von einer angespannten personellen Situation bei der Patientenversorgung berichtete auch die Landeshauptstadt Kiel. Betroffen seien außer dem Uniklinikum auch das Städtische Krankenhaus, das Lubinus Clinicum, die niedergelassenen Ärzte und die Feuerwehr. Im Kieler Rettungsdienst können die personellen Engpässe durch Personalverschiebungen innerhalb der Berufsfeuerwehr noch kompensiert werden.

„Wir mussten bereits Feuerwehrleute für den Rettungsdienst einteilen, weil dort Personal fehlte“, erklärte Arne Gloy, Sprecher der Stadt Kiel, der „BILD am Sonntag“. Große Feuerlöschzüge könnten deswegen nicht ausrücken und freiwillige Feuerwehren müssten in der Not übernehmen. Kliniken in Rendsburg und Eckernförde in Schleswig-Holstein sollen demnach an die Bürger appelliert haben, sich nur noch in echten medizinischen Notfällen an die Notaufnahmen zu wenden. (dpa/dbö)