Das steckt dahinterWarum haben Internetmarken ein Verfallsdatum - Briefmarken vom Schalter aber nicht?

Das Internet macht es schon länger möglich: Wer einen Brief versenden will, kann auch online ein Postwertzeichen erwerben. Früher hieß das schlicht Briefmarke und zeigte an, dass für die Beförderung der Post auch brav bezahlt wurde. Briefmarken gibt es heute zwar auch noch, aber es hat sich digitale Konkurrenz dazugesellt: die Internetmarke. Man bekommt sie einzeln oder in größeren Mengen im Online-Shop der deutschen Post. Doch gibt es einen großen Unterschied zwischen Briefmarke und Internetmarke. Die Internetmarke hat ein Verfallsdatum, die Briefmarke nicht. Jedenfalls nicht mehr seit 1969. Warum ist das so - und ist das überhaupt rechtens?
Brief kommt zurück: "Internetmarke nicht mehr gültig"
RTL-Zuschauerin Sabine R. fühlt sich betrogen. Sie hat im Online-Shop der Deutschen Post Internetmarken erworben und damit ihre Post frei gemacht. Doch nach kurzer Zeit erhält sie ihren Brief zurück. Begründung: Die Internetmarke ist nicht mehr gültig, denn sie hat ein Verfallsdatum. "Marken, die ich bei der Post am Schalter kaufe, verfallen nicht! Das kann doch nicht in Ordnung sein!?", empört sie sich in einer E-Mail an die RTL-Zuschauerredaktion. "Es steht zwar in der AGB der Internetmarken, das heißt aber noch lange nicht, dass das rechtens ist, oder?" Wir haben einmal nachgefragt.
Verfallsdatum ist rechtens
"Richtig ist, dass ein Verfallsdatum unter Verjährungsgesichtspunkten nicht zu beanstanden ist", sagt uns Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dieses Verfallsdatum wird vom § 195 des Bürgerlichen Gesetzbuches unter dem Punkt "Regelmäßige Verjährungsfrist" geregelt. Aber warum sind dann Briefmarken nicht ungültig?
Das war auch nicht immer so: Erst 1969 wurde das Verfallsdatum für Briefmarken aufgehoben. Allerdings sind Briefmarken, die noch zu Deutsche-Mark-Zeiten aufgelegt wurden, wegen der Einführung des Euros auch nicht mehr gültig. "Es sei denn", erklärt uns Erwin Nier von der Pressestelle der Deutsche Post DHL Group, "sie haben eine Doppelnominale." Sprich: Auf der Briefmarke ist ein DM- und einen Euro-Wert angegeben.
Warum ist die Internetmarke nicht unbegrenzt gültig?
Aber warum geht das nicht bei der Internetmarke? "Die Internetmarke ist für den schnellen und direkten Gebrauch gedacht", sagt Nier uns. "Sie funktioniert durch einen QR-Code und diese Codes müssten bei unbegrenzter Gültigkeit alle vorgehalten werden. Das wäre technisch schwierig bis unmöglich - und auch zu teuer."
Außerdem könne es durch Preisanpassungen dazu kommen, dass der Versender am Ende so viele Ergänzungsmarken aufkleben muss, dass kein Platz mehr für die Adresse sei, so der Pressesprecher der Post. "Mit einem Verfallsdatum, das ab Kauf bis zum Ende des dritten Folgejahres gilt, ist auch ausreichend Zeit für den Verbrauch eingeräumt", sagt er.
Wer sich also nicht sicher ist, wie hoch sein Briefmarken-Verbrauch in den nächsten drei Jahren ist, sollte lieber zu wenige als zu viele Internetmarken kaufen. Verschwendet zwar unnötig Papier, schont dafür aber den Geldbeutel.


