Wahlkrimi mit offenem Ende in Niedersachsen

Bis zuletzt hatten die gelb-schwarze Regierung und die rot-grüne Opposition in den Umfragen gleichauf gelegen. Und tatsächlich ist immer noch nicht klar, ob Ministerpräsident David McAllister (CDU) Niedersachsen weiter regieren wird. Es droht ein Patt der beiden Lager.

FDP-Mitglieder jubeln am 20.01.2013 in der Parteizentrale der FDP in Berlin nach Bekanntgabe der ersten Prognosen von den Landtagswahlen in Niedersachsen. Foto: Stephanie Pilick/dpa  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die FDP bejubelt in Hannover ein überraschend gutes Ergebnis.

In der jüngsten Hochrechnung des ZDF liegen Schwarz-Gelb und Rot-Grün fast gleichauf. Die CDU (36,2 Prozent) und die FDP (9,9 Prozent) kommen zusammen auf ähnlich viele Stimmen wie SPD (32,6 Prozent) und Grüne (13,6 Prozent). Für die Grünen ist es das erste zweistellige Ergebnis in Hannover, auch die FDP hat ein Rekord-Resultat erzielt. Die Linke fliegt mit 3,1 Prozent aus dem Parlament von Hannover, die Piraten verpassen den Einzug mit rund zwei Prozent klar.

Bei der Wahl vor fünf Jahren hatte die CDU 42,5 Prozent Stimmen bekommen und war damit stärkste Kraft. Die SPD kam auf 30,3 Prozent, die FDP auf 8,2 Prozent und die Grünen auf 8,0 Prozent. Die Linke schaffte 2008 mit 7,1 Prozent erstmals in Niedersachsen den Sprung ins Parlament.

McAllister zeigte sich zufrieden mit dem Wahlergebnis seiner Partei. "Die Aufholjagd hat sich gelohnt, die CDU ist die Nummer eins in Niedersachsen", sagte er. "Wir haben berechtigte Hoffnung, dass wir unsere erfolgreiche Koalition in Hannover fortsetzen können." McAllister äußerte sich wegen des unklaren Ausgangs erst mehr als eineinhalb Stunden nach Schließung der Wahllokale. "Wir haben enorm gekämpft, wir haben rund um die Uhr hart gearbeitet", sagte der 42-Jährige vor seinen jubelnden Anhängern.

"Es ist zu früh, sich als Sieger oder Verlierer zu präsentieren", sagte SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil vor jubelnden Anhängern in Hannover. Er sei aber stolz darauf, dass die SPD zugelegt habe, erklärte der Oberbürgermeister der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Höhere Wahlbeteiligung als 2008

Der FDP-Chef in Niedersachsen, Stefan Birkner, hat sich hochzufrieden mit dem überraschend guten Ergebnis der Liberalen gezeigt. "Wer hätte vor drei oder vier Monaten gedacht, dass die FDP da stehen würde, wo sie jetzt ist. Wir kämpfen weiter für die liberale Sache in Niedersachsen." In den Umfragen der vergangenen Wochen war die Partei unter der Fünf-Prozent-Hürde geblieben.

Die SPD sieht den Erfolg der Liberalen als ein Ergebnis einer Leihstimmenkampagne der CDU. Die Kampagne habe geklappt, sagte der Fraktionsvorsitzende der SPD, Stefan Schostok. Der stellvertretende Landesvorsitzende Olaf Lies sprach von einer "Leihstimmen-FDP". "Ich glaube, dass wir deutlich machen konnten, dass ein Wechsel nötig ist", sagte er zu dem Ergebnis von SPD und Grünen.

In Niedersachsen haben mehr Menschen ihre Stimme abgegeben als 2008. Die Wahlbeteiligung stieg auf gut 60 Prozent. Vor fünf Jahren hatte sie Wahlbeteiligung mit 57,1 Prozent einen historischen Tiefststand erreicht. "Ein Sieger steht fest: Ich freue mich sehr, dass die Wahlbeteiligung gestiegen ist", sagte SPD- Spitzenkandidat Weil.

Insgesamt waren im zweitgrößten deutschen Flächenland 6,1 Millionen Bürger aufgerufen, ein neues Landesparlament zu wählen. Um die Sitze im Landtag bewarben sich 659 Kandidaten.