Von wegen "Ferien-Entspannung" auf Hessens Straßen

Vollsperrung: Diese Sommerbaustelle kostet Anwohner 40 km Umweg!

Hier geht es nicht weiter. Straßensperrung auf der Deutschen Alpenstraße bei Bad Reichenhall.
Vollsperrung - auch auf der B276 zwischen Bieber und Roßbach ein Ärgernis für die Anwohner. (Symbolbild)
Rolf Poss, Imago Entertainment

„Sie machen Ferien, wir bauen weiter“ – so das Versprechen auf der Webseite von Hessen Mobil, dem Straßen- und Verkehrsmanagement der Landesregierung. Was aber, wenn man keinen Urlaub macht und wegen einer Baustelle bis zu 40 Kilometer Umweg fahren muss? Und das sechs Wochen lang… Anwohner im hessischen Bieber und Roßbach gehen wegen einer Baustelle auf die Barrikaden.

Anwohner: "Es ist unzumutbar!"

„Arbeitnehmer aus Bieber/Roßbach müssen einen Umweg von 40 km einfach (80 km hin und zurück) in Kauf nehmen, dies ist unzumutbar und das nicht nur wegen der extrem hohen Spritpreise“, so heißt es in der Petition der betroffenen Anwohner. Einer der Betroffenen, Olaf Grabowsky, hatte die digitale Unterschriftensammlung bereits Anfang des Jahres ins Leben gerufen – bei Bekanntgabe der Pläne von Hessen Mobil.

Hessen Mobil hatte die Vollsperrung auf der B 276 zwischen Roßbach und Bieber für die hessischen Sommerferien angekündigt. „Bauarbeiten werden aber zum Teil auch deshalb in Ferienzeiten gelegt, um Schulbuslinien von Umleitungen zu entlasten. Zudem sind gerade die Sommerzeiten günstig für große Baumaßnahmen, da die Tage länger sind und das Wetter in der Regel beständiger ist“, lautet die Erklärung und Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, mit denen die Anwohner jetzt sechs Wochen leben müssen.

Volle Straßen und Umleitungen - sind das auch bei Ihnen Stressfaktoren?

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Geringverdiener, Alleinerziehende und Rentner sind die Leidtragenden

„Für Rettungsdienste und den Busverkehr konnte jedoch eine Sonderlösung gefunden werden“, so Hessen Mobil. Pendler und Arbeitnehmer, die ihren Urlaub nicht in die Sommerferien legen, heißt es jetzt jedoch sechs Wochen lang täglich: Mehr Kilometer, mehr Zeit, mehr Sprit. Geringverdiener müssten sich ernsthaft Gedanken machen, ob es sich noch lohnt zur Arbeit zu fahren. Das Aufsuchen der Arbeitsstätte würden zum „Ad absurdum“, wenn dann noch das Thema Kinderbetreuung eine Rolle spielt, so Olaf Grabowsky, Verfasser der Online-Petition.

Wie sollen Alleinerziehende in den sechs Wochen klarkommen, wie sollen Rentner einen 8 Uhr-Besuch beim Arzt im Nachbarort wahrnehmen? Auch das Freibad in Bieber würde ausgerechnet in den Sommerferien nach zwei Jahren Corona-Flaute ausgebremst, da viele den Umweg dorthin nicht leisten könnten/wollten. Die Petition im Internet sammelt weiterhin Unterschriften gegen die Baustelle.

Initiative und Petition laufen ins Leere

Bereits im April hatte sich die Initiative gegen die Vollsperrung gewehrt und alternative Vorschläge zur Streckenführung gemacht. Auch ein Demonstrationszug auf der betroffenen Strecke wurde organisiert. Doch ohne Effekt: Hessen Mobil zieht die Baustelle durch, verweist darauf, dass eine einseitige Befahrbarkeit der Straße aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist.

„Oberstes Ziel bei Hessen Mobil ist stets, den Verkehr so gering und kurz wie möglich zu beeinträchtigen“, verspricht das Straßenmanagement den Anwohnern. Fast eine dreiviertel Stunde bräuchte man die den 40 Kilometer langen Umweg über Bad Orb im Norden, LKWs machen keine Ferien, auch die verschlechtern zusätzlich die Strecke. Die Baustelle ist eröffnet, die Sperrung ist besiegelt – da heißt es jetzt nur noch für alle Betroffenen: Ruhig Blut, es sind doch schließlich Ferien… (gmö)