Experten schlagen Alarm

Vogelgrippe! 50.000 Nerze auf spanischer Farm geschlachtet

ARCHIV - 06.12.2012, Belarus, Litusovo: Zwei Nerze schauen aus ihren Käfigen auf einer Pelzfarm nordöstlich von Minsk. Nach Corona-Infektionen auf zahlreichen Nerz-Farmen haben die Niederlande das vorzeitige Ende der Pelztierzucht angekündigt. Zum 1.
Schon wieder! In Spanien mussten Nerze getötet werden, weil sie sich mit dem H5N1-Virus infiziert haben.
SG JRM**LON** BA ihe, dpa, Sergei Grits

von Denise Kylla

In der Coronapandemie ließ Dänemark 15 Millionen Nerze keulen. Sie hatten das Virus auf den Menschen übertragen – das sollte mit der Massenschlachtung unterbunden werden. Jetzt scheint sich die Geschichte gewissermaßen zu wiederholen. Wie jetzt bekannt wurde, wurden im Oktober in Spanien 50.000 Tiere getötet – schuld war diesmal offenbar die Vogelgrippe. Jetzt schlagen Experten Alarm.

Auf Nerzfarmen werden die Tiere in kleinen Gitter-Zwingern gehalten.
Auf Nerzfarmen werden die Tiere in kleinen Gitter-Zwingern gehalten.
Jan Peifer

Nerze in Spanien getötet - sie hatten die Vogelgrippe

Dass Viren zwischen Nicht-Säugetieren und Säugetieren ausgetauscht werden ist eigentlich selten. In letzter Zeit passiert das allerdings immer häufiger. Auch die Coronapandemie hat ihren Ursprung womöglich in einer Übertragung von Mensch auf Tier. Umso beunruhigender sei es, dass jetzt haufenweise Nerze mit dem H5N1-Virus infiziert wurden. „Die jüngsten Ereignisse in Spanien zeigen eindeutig, was spätestens seit der Corona-Pandemie bekannt sein sollte: Pelzfarmen, auf denen kranke und gestresste Tiere auf engstem Raum eingesperrt werden, sind Brutstätten für lebensbedrohliche Infektionskrankheiten“, sagt Peta-Expertin für Tiere in der Bekleidungsindustrie, Julia Zhorzel. Durch Mutationen werde die Vogelgrippe für Säugetiere – und damit auch für den Menschen – immer gefährlicher.

Julia Zhorzel von Peta ist Expertin für Tiere in der Bekleidungsindustrie.
Julia Zhorzel von Peta ist Expertin für Tiere in der Bekleidungsindustrie.
Marcel Schlegelmilch

Das unterstreicht auch ein Artikel im Magazin „Eurosurveillance“, das vom Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) herausgegebenen wird. Darin äußern sich beunruhigte Experten. Sie sagen: Die Übertragung des H5N1-Virus von Gefieder auf Nerze sei der erste Schritt in Richtung Übertragung auf den Menschen.

„Wir fordern die EU erneut auf, umgehend zu handeln und nicht sehenden Auges in die nächste Pandemie zu steuern“, so Julia Zhorzel von Peta.

Dänemark und die Schlachtung von 15 Millionen Corona-Nerzen

Im Jahr 2020 sorgten Nerzfarmen in Dänemark für Aufsehen, weil mutierte Coronaviren auf den Menschen übertragen worden waren. Insgesamt sollen sich circa 200 Menschen bei den Mardern angesteckt haben. Infolgedessen wurden in dem Land circa 15 Millionen Nerze getötet und in Massengräbern verscharrt. Ärgerlich: Sie mussten später wieder ausgegraben werden, weil eine Verseuchung des Grundwassers drohte.

Millionen Nerze fielen der Notschlachtungen zum Opfer.
Millionen Nerze fielen der Notschlachtungen zum Opfer.
Imago Entertainment, Imago
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Und was macht die EU?

Auf der Internetseite der Europäischen Kommission heißt es: „Nachdem in Dänemark bei Nerzen mehrere Mutationsvarianten des Coronavirus festgestellt wurden, die sich rasch ausbreiteten, kündigten die dänischen Behörden Anfang November 2020 ihre Absicht an, alle Nerze in Dänemark keulen zu lassen.“ Um zu vermeiden, dass sich Ähnliches im Jahr 2021 wiederhole, habe die Regierung das Halten von Nerzen bis Anfang 2022 verboten.

Außerdem seien Hilfen in Höhe von rund 1,74 Milliarden Euro genehmigt worden. Diese sollten an die betroffenen Nerzfarmen gehen, deren Tiere gekeult werden mussten.