Verhinderte Plakatkampagne von Peta: Darf man so was zeigen? Man muss!

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Peta-Plakat: Nicht schön, aber Alltag

Eine Kuh liegt tot mit verrenkten Gliedmaßen im Schlachthof. Ein Bein wird von einer Kette in die Höhe gezogen. Zum einen ist das mit dem Slogan "So sterben Milchkühe! Milch tötet" ein Plakat der Tierschutz-Organisation Peta, zum andern ist das Alltag in den Schlachthöfen dieser Welt. Und genau auf diesen grausamen Alltag wollte Peta zum Tag der Milch am Montag aufmerksam machen mit eben einem Bild, das diesen Alltag zeigt, ungeschönt und ehrlich. Das könnte einem unbedarften Bürger morgens schon mal den Genuss des Latte Macchiato verderben. Mit so etwas möchte man sich doch nicht den Tag verderben.

Die Plakatwerbefirma 'Crossvertise' empfand die Kampagne als unzumutbar und lehnte das Plakat ab. Die Sprecherin von 'Crossvertise' führte laut 'Bild'-Zeitung aus, dass solche Bilder "auch von Kindern gesehen werden, für die so etwas ein Schock sein kann". Das ist möglicherweise etwas hart und schonungslos, aber nichts im Vergleich zu dem, was abertausenden Tieren täglich im Schlachthof passiert. Womöglich könnten Kinder eine Vorstellung davon bekommen, welches Leid in ihrem Kakao steckt, und welche rücksichtslose Brutalität den Hamburger im Fast-Food-Restaurant serviert.

Das Plakat liefert die einzige Antwort auf die Frage, was denn mit dem niedlichen Tier auf der Weide passiert ist, dass man während des letzten Wochenendspaziergangs gestreichelt hat. Es schafft Bewusstsein, auf brutale Weise, anders scheint es aber auch in dieser Gesellschaft nicht mehr zu gehen. Mit schöner Regelmäßigkeit gibt es im Fernsehen und in den Zeitungen Beiträge, die die unhaltbaren, lebensverachtenden Verhältnisse in Schlachthöfen und Massentierhaltungen zeigen, doch es ändert sich nichts.

Freie Entscheidung – bewusste Entscheidung

Es steht in dieser Gesellschaft jedem frei, Fleisch zu essen oder Milch zu trinken, das mindeste jedoch, was man erwarten kann, ist, dass man sich auch damit auseinandersetzt, wie der größte Teil dieses Fleisches und dieser Milch den Weg in die Verkaufsregale findet. Die Art und Weise ist leider nicht ganz so lecker wie der Latte von der italienischen Kaffeebude.

Tobias Elsaesser wurde in Hildesheim geboren und studierte Anglistik und Latein an der Universität zu Köln. Allerdings eher im „Nebenfach“ – denn er arbeitete schon während des Studiums bei RTL, was das Studium ins Hintertreffen brachte. Dort wechselte er nach einigen Fernsehjahren in die Online-Redaktion. Den Ärger über aktuelle Themen die ihn (zu sehr) bewegen, versucht er auf dem Rennrad oder mit der Musik von Bruce Springsteen hinter sich zu lassen.