Die aktuelle Situation verpackungsfreier StoresUnverpackt-Läden - ist der Trend schon wieder vorbei?

High in fibre and slow releasing
Unverpackt-Läden in der Krise - stimmt das?
josh hodge, iStockphoto

Egal ob unverpackte Nudeln, verpackungslose Süßigkeiten oder nachhaltige Haushaltshelfer – Unverpackt-Läden treffen mit ihrem umweltfreundlichen Konzept den Nerv der Zeit und erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. Aber es schließen auch schon die ersten verpackungsfreien Geschäfte wieder. Warum ist das so? Ist der Boom etwa schon vorüber?

Wie viele Unverpackt-Läden gibt es aktuell in Deutschland?

Unverpackte Lebensmittel
In einem Unverpackt-Laden wird Müsli in ein Glas gefüllt. Foto: Sina Schuldt/dpa/Archiv
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Der erste Unverpackt-Laden hat 2014 in Kiel eröffnet - seitdem ist viel passiert: Bis 2018 gab es rund 60 Neueröffnungen und ein Jahr später bereits über einhundert Unverpackt-Geschäfte. Der Verbund Unverpackt e.V. hat 2022 einen Höchststand von 337 registrierten Mitgliedsgeschäften verzeichnet. Neben den dort organisierten Stores gibt es viele unabhängige Unverpackt-Läden und auch mobile Händler, die beispielsweise auf Wochenmärkten ihre lose Ware verkaufen. Beliebt sind die Läden, weil man dort auch geringe Mengen in eigenen Gefäßen erwerben kann und Plastikmüll spart.

Lese-Tipp: Weniger krank durch Unverpackt-Trend?

Trotz der Wachstumszahlen müssen immer wieder verpackungsfreie Läden schließen. Im Jahr 2022 waren es bundesweit allein 70 Läden aus den Reihen des Verbands, die dichtgemacht haben. Aber im gleichen Zeitraum, so betont Lisa Schulze von Unverpackt e.V. im Gespräch mit RTL.de, hätten auch 46 Geschäfte neu eröffnet.

Dass die Branche nicht mehr so stark wie vor Corona sei, bestätigt auch ihre Kollegin Chrissi Holzmann. Zahlen aus dem aktuellen Jahr spiegeln diesen Trend wider, da 2023 bisher fünf Läden eröffnet und 35 geschlossen wurden. 103 Projekte werden als „in Planung“ gelistet. Aktuell verzeichnet der Verein 274 geöffnete Läden – also 63 weniger als zur besten Zeit 2022. Zudem kommen noch 75 aktive Läden, die kein Mitglied im „Unverpackt e.V.“ sind.

Gründe für das Schließen von Unverpackt-Läden

Young Asian woman small business owner attaching permanent close sign on the store window, bankrupt business due to financial crisis from coronavirus pandemic.
Nicht alle Unverpackt-Läden haben überlebt
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Die Gründe für das Schließen einiger Läden sind vielfältig. Chrissi Holzmann und Lisa Schulze vom Verein Unverpackt e.V. betonen, dass die Branche noch sehr jung ist. Chrissi Holzmann: „80 Prozent der Start-ups in Deutschland geben ihr Vorhaben innerhalb der ersten fünf Jahre wieder auf.“

Teilweise seien es auch branchenunabhängige Gründe wie der falsche Standort, fehlerhafte Kalkulation oder unrealistische Erwartungen. Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben laut Unverpackt e.V. rund 15 Prozent der Läden schließen müssen. Zudem seien die Menschen durch weitere Krisen wie dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation preissensitiver geworden. Ihnen ist ein niedriger Preis wichtiger als die Nachhaltigkeit. Dazu gibt’s Konkurrenz von den Supermarkt-Ketten, die auch Abteilungen für verpackungsfreie Artikel haben.

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Die Situation ist nicht so schlecht, wie viele denken

Man sollte also die Schließungen einiger Unverpackt-Läden im Gesamtkontext sehen – aktuell ist die Situation in vielen Branchen schwierig. Dass große Lebensmittelhändler jetzt auch die durchsichtigen Röhren mit losen Nüssen und Müsli in ihren Gängen stehen haben, zeigt: Verpackungsloser, nachhaltiger Konsum ist weiterhin ein großes Thema und wird trotz vieler alarmierender Berichte weiterhin bestehen bleiben.