Mögliche Tripper-ÜbertragungUnfruchtbar durch Knutschen: Experte warnt vor unterschätzter Gefahr

Viele denken: Eine Geschlechtskrankheit kann ich mir doch nur über die Geschlechtsorgane holen! Doch weit gefehlt: Ein Urologe erklärt, was sogar beim Knutschen passieren kann - und wie Sie sich schützen können.
Größte Gefahr: Blutvergiftung!
Wo Schleimhäute sind, sind auch Keime. Unser Immunsystem kümmert sich darum - doch manchmal gewinnen Bakterien, Viren oder Pilze die Oberhand: Dann werden wir krank.
Bestes Beispiel: Gonokokken. Die Bakterien verursachen den Tripper, auch Gonorrhoe genannt. Und damit ist nicht zu spaßen! „Generell gilt: Gelangen die Bakterien ins Blut, droht sogar eine tödliche Blutvergiftung“, sagt der Urologe, Autor und Kolumnist Volker Wittkamp im Gespräch mit RTL.
Im Video: Tripper - Symptome und Behandlung
Gonokokken-Infektion kann zur Unfruchtbarkeit führen
Wer es beim Sex auch oral mag, sollte deshalb bedenken: Was ich unten habe, kommt beim Küssen und Knutschen auch oben rein. Gelangen die Erreger beim Oralverkehr in den Hals, befallen sie die Rachenschleimhaut. Dort bleibt der Tripper oft folgenlos. Es kann aber zu Halsschmerzen und Schluckbeschwerden kommen.
Bei Frauen kann eine Infektion bis in die Eileiter aufsteigen und dort zur Unfruchtbarkeit führen. Auch bei Männern können die Bakterien aufsteigen und dann Prostata, Darm, Blase und Hoden befallen. „Auch hier kann es durch Vernarbung der Samenkanäle zur Unfruchtbarkeit kommen“, so der Experte.
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Tückisch: Viele Infektionen verlaufen symptomlos
Klassische Symptome sind Juckreiz und Brennen beim Wasserlassen und eitriger Ausfluss, bei Männern aus der Harnröhre. Bei einer Infektion durch Analverkehr kann sich die Schleimhaut im Enddarm entzünden. Es kann zu Ausfluss aus dem After, Juckreiz und Schmerzen im Analbereich kommen. „Spätestens dann sollte man einen Arzt aufsuchen, was die meisten Männer auch tun“, weiß der Urologe.
Das Tückische: Eine Infektion kann auch lange unbemerkt bleiben, weil sie symptomlos verlaufen kann. „Es kommt vor, dass dann bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch eine Gonokokken-Infektion als Ursache für die Unfruchtbarkeit festgestellt oder vermutet wird.“ Frauen sind eher die Überträger der Infektion - einfach, weil sie die Infektion später bemerken.
Auch die Augen können betroffen sein. Deshalb bleiben auch Babys nicht verschont: Bei der Geburt kann sich ein Säugling an den Augen infizieren - was im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann, erklärt Wittkamp.
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So schützen Sie sich und andere vor einer Infektion!
Damit es gar nicht erst so weit kommt, rät der Mediziner zu regelmäßigen Untersuchungen. Diese kann man beim Gesundheitsamt oder bei der Aids-Hilfe machen lassen. „Es gibt aber auch Tests für zu Hause, und die funktionieren tatsächlich auch gut“, erzählt er uns.
Kondome und sogenannte Lecktücher helfen natürlich auch, um eine Infektion zu vermeiden. Der Urologe wirbt immer wieder für sie, weiß aber: „In der Realität werden sie leider wenig benutzt.“ Antiseptische Mundwasser helfen nicht wirklich: „Dann müsste man die ständig anwenden.“
Die Samenflüssigkeit selbst enthält keine Bakterien, die werden aber beim Samenerguss ausgespült. Vor einer Mageninfektion muss man sich aber keine Sorgen machen: Die Magensäure beseitigt die Keime.
Übrigens: Wer weiß, dass er sich mit Gonokokken infiziert hat, sollte so fair sein und seine letzten Sexualpartner darüber informieren. Bei Frauen gilt eine Frist von drei Monaten, bei Männern von zwei Wochen. „Zur Not eine WhatsApp-Gruppe gründen und alle informieren“, scherzt der Experte.