Warum ausgerechnet Kinder jetzt der Polizei helfen sollen

Unbekannte legen Einkaufswagen und Reifen auf Gleise

ARCHIV - 19.02.2020, Karlsruhe: Blick aus einem fahrenden zug auf Gleise. (zu dpa «Ministerium: 19 Bahnstrecken im Land ließen sich reaktivieren») Foto: Philipp von Ditfurth/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Unbekannte legen seit Wochen Einkaufswagen, Reifen oder Holzpalisaden auf die Gleise bei Hameln, Niedersachsen. (Symbolfoto)
kde rho, dpa, Philipp von Ditfurth

Noch unbekannte Täter legen seit Wochen in Hameln immer wieder Gegenstände auf Eisenbahngleise und lösten schon mehrere Bahn-Unfälle aus. Fünf Mal sind bereits seit Mitte März Regionalbahnen dagegen geprallt. Nun hoffen die Ermittler auf die Unterstützung von Kindergartenkindern, wie ein Mitarbeiter der Bundespolizei am Donnerstag mitteilte.

Observierung nur schwer möglich

Bei den Gegenständen handelte es sich laut Bundespolizei unter anderem um Einkaufswagen, Reifen oder Holzpalisaden. Verletzt wurde bisher niemand. Polizei und Bundespolizei haben bis auf einen Anfangsverdacht gegen eine Person noch keine Anhaltspunkte zu den Tätern oder dem Motiv. Ein Zusammenhang der Taten sei wahrscheinlich, aber ebenfalls noch nicht abschließend geklärt. Nun besucht die Polizei einen Kindergarten in der Nähe der Tatorte. „Wir klären die Kinder über die Gefahren der nahe liegenden Gleise auf und bitten sie, ihren Erziehern Bescheid zu geben, wenn ihnen etwas auffällt“, sagte der Bundespolizist. Da sich die Taten meist in der Nacht ereignen, sei eine Observierung nur schwer möglich, da Polizisten zu leicht auffallen würden.

Das Ablegen von Gegenständen auf Gleisen sei sehr gefährlich

Seit Mitte März ereignen sich die Vorfälle auf einem rund einen Kilometer langen Gleisstück bei Hameln. Die eingleisige Eisenbahnstrecke verbindet die Rattenfängerstadt mit Löhne in Nordrhein-Westfalen. Lokführer hätten in einigen Fällen dem Vernehmen nach rechtzeitig bremsen und den Unrat wegräumen können, sagte der Bundespolizist. In fünf Fällen war das den Angaben nicht mehr möglich und es kam zum Zusammenstoß. Ein Einkaufswagen wurde bei dem jüngsten Vorfall am Dienstagabend bis zu 25 Meter weit geschleudert. Dadurch hätten auch Menschen auf einem parallel zu den Gleisen verlaufenden Radweg verletzt werden können, sagte der Bundespolizist. An dem Zug entstand ein Schaden in Höhe von 20.000 Euro. Wegen Aufräumarbeiten war die Bahnstrecke stundenlang gesperrt. Das Ablegen von Gegenständen auf Gleisen sei sehr gefährlich, denn Züge könnten dadurch zum Entgleisen gebracht werden, so der Sprecher. Regionalbahnen der Linie 77 sind hauptsächlich auf der Strecke mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde unterwegs. (dpa/rri)