„Könnte nachhaltiges Umdenken auslösen"
RTL-Umfrage: AfD stürzt ab - ist das die Trendwende?

Zeigen die Proteste Wirkung?
Hunderttausende waren am Wochenende auf den Straßen, haben ein Zeichen gegen Rechts gesetzt, gegen die AfD protestiert. Zeigt das schon Wirkung? Die Umfragewerte der AfD sinken – zumindest zum ersten Mal seit Monaten!
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Forsa-Umfrage: AfD rutscht um zwei Prozentpunkte ab
Zuletzt konnte die AfD vor Kraft kaum gehen, freute sich über stets wachsende Umfragewerte. Hatte die Partei bei der Bundestagswahl noch 10,3 Prozent erreicht, sind die Werte zuletzt auf 22 Prozent gestiegen, verharrten auf diesem Höchstwert über Monate. Jetzt aber ein deutliches Zeichen: In der jüngsten RTL/ntv-Trendbarometer-Umfrage rutscht die AfD ab, ganze zwei Prozentpunkte geht’s runter. Eine Trendwende? Bringen die Proteste vielleicht sogar ein Umdenken?
RTL-Politikchef Nikolaus Blome: „Bislang galt: Die AfD profitiert davon, dass die Anderen die offenkundigen Probleme nicht gelöst bekommen. Jetzt ist einmal so richtig deutlich geworden, dass die AfD groteskerweise millionenfache, wahllose Ausweisungen für die richtige Lösung hält. Das könnte bei manchen ein nachhaltiges Umdenken auslösen, das sich in Umfragen niederschlägt.“
Protestforscher Piotr Kocyba erklärt: „Nicht alle Wählerinnen und Wähler der AfD sind komplett rechtsextrem eingestellt.“ Die Demonstrationen könnten daher schon Wirkung zeigen: „Manche werden sich, glaube ich, doch in aller Ruhe überlegen müssen, ob es tatsächlich wert ist, dass man eine Partei wählt, die so weit rechts außen liegt.“
Auch der Politik-Experte Sven Leunig von der Uni Jena sieht in den Protesten ein starkes und wichtiges Signal. „Es ist wirklich wichtig, dass jetzt mal die sogenannte Mitte der Gesellschaft auf die Straße geht und auch den Anhängern der AfD zeigt, dass sie eben nicht für das Volk sprechen und schon gar nicht für dessen Mehrheit“, sagt er im RTL/ntv-Interview.
Güllner: Splitterparteien zu wählen könnte AfD in die Hände spielen
Allerdings: Schaut man sich die Zahlen an, profitieren nicht die großen Parteien vom AfD-Verlust. Die Freien Wähler und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kommen auf drei Prozent. Forsa-Chef Manfred Güllner warnt: Durch diese Parteien drohe „eine Zersplitterung des Parteiensystems und die Gefahr von erneuten Weimarer Verhältnissen in Deutschland", sagt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Wenn beispielsweise in Thüringen immer mehr Menschen Splitterparteien wählen würden, diese aber nicht ins Parlament kommen, seien immer weniger Prozente erforderlich, um den Ministerpräsidenten zu stellen. "Das könnte Björn Höcke (AfD) in die Hände spielen."
Lese-Tipp:Was wäre, wenn die AfD eine Wahl gewinnt: Welche Macht hätte sie dann?
Deutsche haben Angst um die Demokratie
Doch auch wenn die Zustimmungswerte für die AfD erstmals seit Monaten runtergehen – Sorgen machen die hohen Werte den Menschen im Land dennoch: Eine große Mehrheit der Deutschen befürchtet, dass die hohen Umfragewerte für die AfD den Bestand der Demokratie gefährden könnten. Das zeigt eine weitere Forsa-Umfrage für RTL Deutschland. 63 Prozent machen sich große oder sogar sehr große Sorgen um den Bestand unserer freiheitlichen Grundordnung. 36 Prozent dagegen machen sich weniger oder keine Sorgen.
An den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus haben am Wochenende in deutschen Städten nach Angaben der Polizei insgesamt rund 910.000 Menschen teilgenommen. Diese Zahl gab ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin bekannt. (eku)
Informationen zur Forsa-Umfrage:
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL und ntv am 16. bis 22. Januar 2023erhoben.
Datenbasis: 2.503Befragte
Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte.