Er will russischen Followern den Krieg zeigenUkrainischer Tennis-Profi übernimmt Account von deutschem Biathlon-Star

Instagram-Takeover aus Kiew. Der deutsche Biathlon-Star Erik Lesser überlässt wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine Ex-Tennisprofi Sergej Stachowski vorübergehend seinen Instagram-Account. Dieser meldete sich mit eindrucksvollen Fotos und Worten aus der Ukraine.
"Schickt eure Soldaten nach Hause"

„Mein Name ist Sergej Stachowski, ich bin ein ehemaliger Tennisprofi und jetzt bin ich in Kiew und verteidige mein Land“, begann der 36-Jährige seine Account-Übernahme.
Sein erklärtes Ziel: „Ich will die russischen Follower überzeugen, dass dieser Krieg wahnsinnig ist.“ Seine Eindrücke und Texte werde er auf russisch posten, kündigte Stachowski an.
Der Ukrainer hatte Ende Februar angekündigt, für sein Heimatland im Krieg kämpfen zu wollen. Am Dienstag postete er einen emotionalen Appell an die vielen russischen Follower auf Lessers Account.
"Das ist mein Kiew. Wie ihr seht, sind das keine Militärgebäude", schrieb Stachowski unter Fotos von zerbombten Wohnhäusern und Supermärkten: "Hier töten russische Raketen Zivilisten. Die Ukraine hat diesen Krieg nicht begonnen. In der Ukraine gibt es keine Nazis. Schickt eure Soldaten nach Hause."
Aktion wird fortgeführt
Zuvor hatte Lesser bereits der ukrainischen Biathletin Anastassija Merkuschyna seinen Account für 24 Stunden überlassen.
Auch Tennis-Superstar Novak Djokovic hatte Stachowski bereits Unterstützung angeboten. Stachowski veröffentlichte am Sonntag auf Instagram einen Screenshot einer WhatsApp-Konversation mit dem 34 Jahre alten Serben. "Bitte lass mich wissen, an welche Adresse ich am besten Hilfe schicken kann. Finanzielle Hilfe, aber auch jede andere Hilfe ...", schrieb Djokovic: "Ich denke an dich ... hoffe, dass sich alles bald beruhigt."
Stachowski, der insgesamt vier ATP-Einzeltitel gewinnen konnte, hatte nach den Australian Open im Januar seine Karriere beendet und war in die Ukraine zurückgekehrt.
Lesser will seine Reichweite nutzen
Lesser will seine Reichweite nutzen, „damit in Russland mehr Leute wirkliche Nachrichten bekommen“. Wegen einer Hilfsaktion für seinen russischen Kollegen Eduard Latypow im Januar folgten ihm rund 30.000 Fans aus dem größten Land der Erde. Nach seiner Aktion entfolgten ihm aber rund 10.000. Dennoch hat der Thüringer, der nach der Saison seine Karriere beendet, viele neue Follower aus der gesamten Welt dazubekommen. Waren es am vergangenen Samstag noch gut 117.000 sind es nun schon 157.000 Follower. (msc/sid/dpa)