Auch wenn es vielen auf den Zeiger gehtUhr wird umgestellt - sollte das nicht abgeschafft werden?

Alle (halbe) Jahre wieder: Es steht wieder das Wochenende mit der Zeitumstellung vor der Tür, und das regt bekanntlich viele Menschen auf. Sollte die Zeitumstellung nicht eigentlich längst abgeschafft sein? Da gab es doch mal diese EU-Umfrage …? Fragen Sie sich das auch? Wie ist denn eigentlich der Stand?
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Was denken Sie: Brauchen wir die Zeitumstellung oder kann die weg?
Zeitumstellung bei EU weit nach hinten gerutscht
Bei der EU, die das Chaos beenden könnte, ist das Thema Zeitumstellung inzwischen weit nach hinten gerutscht, obwohl das EU-Parlament die Bürgerinnen und Bürger eigens befragen ließ. Mit einem eindeutigen Ergebnis übrigens: Vier Fünftel stimmten gegen den halbjährlichen Wechsel.
Zwar hat die EU-Kommission einen Vorschlag gemacht, wie die Umstellung abgeschafft werden könnte, aber die Staaten der Europäischen Union können sich nicht einigen. So liegt das Vorhaben seit Längerem in Brüssel auf Eis.
Ein Streitpunkt: Käme die dauerhafte Sommerzeit, hieße das für Spanien im Winter Dunkelheit bis kurz vor 10.00 Uhr. Einigen sich alle auf Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer schon um 3.00 Uhr hell. Die Zeitumstellung zweimal im Jahr dämpft diese Extreme.
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Zeitumstellung in Deutschland unbeliebt - dabei ist es eine deutsche Erfindung
Eine aussichtsreiche Initiative, die Zeitumstellung wirklich abzuschaffen, ist derzeit nicht in Sicht. Die Präsidentschaft unter den EU-Ländern - derzeit hat Tschechien das Ruder in der Hand - hat das Thema nicht auf die Tagesordnung gesetzt.
So wird - wie kommenden Sonntag - wohl noch öfter an der Uhr gedreht. Die Sonne geht ab Ende der Woche dann im Westen Deutschlands schon gegen 17.10 Uhr, im Osten sogar noch eine gute halbe Stunde früher unter. Der ständige Wechsel ist hauptsächlich in Deutschland unbeliebt.
Dabei ist die Zeitumstellung eine deutsche Erfindung: Der erste Versuch, eine Sommerzeit einzuführen, wurde 1916 im Deutschen Kaiserreich gestartet. Drei Jahre lang stellte man damals die Uhren von Ende März bis Ende September eine Stunde vor – als Maßnahme, um Brennstoff für die Kriegsanstrengungen zu sparen. 1919, zu Beginn der Weimarer Republik, wurde diese Regelung dann wieder rückgängig gemacht. Auch während der Anfangsjahre des Dritten Reiches behielt man das ganze Jahr die Mitteleuropäische Zeit bei.
Mit einer langen Unterbrechung wurde sie 1980 wegen angeblicher Einsparungen wieder eingeführt, befeuert durch die Ölkrise in den 70er-Jahren, hält sie sich seit nunmehr 30 Jahren.
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Nur wenig Einsparpotenzial bei Licht
Aber Zeitumstellung spare keine Energie, heißt es auf der Website des Umweltbundesamtes. Mehr Erfolg habe man etwa durch weniger heizen und mehr Dämmung. Kurz duschen statt baden und effiziente Geräte bei energieintensiver Haushaltselektronik wie Kühlschrank und Herd gehören den Angaben zufolge zu den Bereichen, wo sich mit am meisten sparen lässt.
Eine Sprecherin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft geht ebenfalls von geringen Auswirkungen bei einer Abschaffung der Zeitumstellung aus. Zwar wird durch die Zeitumstellung im Sommer tatsächlich an hellen Sommerabenden weniger Strom für Licht verbraucht, dafür wird im Frühjahr und Herbst in den Morgenstunden hingegen mehr geheizt. Das hebe sich gegenseitig auf. Der Dreh am Zeiger zur Winter- und Sommerzeit bringt demnach keine spürbare Energieeinsparung, so die Sprecherin.
Auch die EU-Kommission spricht von unwesentlichen Einsparungen durch die Zeitumstellung. Die Brüsseler Behörde verweist auf unterschiedliche Faktoren, die je nach geografischer Lage eines Landes Auswirkungen auf den Energieverbrauch hätten. Einige Studien deuten darauf hin, dass die Sommerzeit in Verbindung mit mehr Freizeitaktivitäten im Freien positive Auswirkungen haben könnte, heißt es zudem. Aber es gebe auch Forschungsergebnisse, die darauf hindeuteten, dass gesundheitliche Auswirkungen wie auf den Biorhythmus gravierender sein könnten als bisher angenommen. (dpa/eku/lel/ija)