Haare wuchern bei ihm am ganzen Körper"Ich wurde mit Steinen beworfen!" Lalit (17) hat das Werwolf-Syndrom

Ihm sprießen die Haare aus jedem Zentimeter seines Körpers, vor allem in seinem Gesicht. Würde Lalit Patidar sie nicht regelmäßig stutzen, würde er vor lauter Haaren irgendwann nichts mehr sehen. Seit seiner Kindheit hat er das so genannte Werwolf-Syndrom. Mittlerweile ist Lalit erfolgreicher Influencer, doch früher haben ihn seine Klassenkameraden beschimpft und sogar Steine nach ihm geworfen.
Sie rufen ihn "Affenjungen"
Der 17-Jährige wächst in dem indischen Dorf Nandleta auf. Seit seiner Jugend wachsen ihm überall am Körper viel mehr Haare als bei den anderen Menschen in seinem Umfeld. Wie die „DailyMail“ berichtet, hat Lalit deshalb von Anfang an mit Vorurteilen, Lästereien und sogar Gewalttaten zu kämpfen.
Denn als er jung gewesen sei, habe er sich nie als anders gesehen, erzählt Lalit der DailyMail. Der Arzt habe ihn nach der Geburt einmal komplett rasiert, doch anschließend sei das Haar einfach gewachsen. „Ich war sechs oder sieben, als ich das erste Mal bemerkt habe, dass ich Haare an Körperstellen habe, wo niemand sonst welche hat“, sagt er.
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„Kleine Kinder hatten Angst, wenn sie mich gesehen haben, sie glaubten, ich würde sie jagen und beißen.“ Sie haben ihn „Affenjungen“ gerufen, erinnert er sich, andere „Geist“, weil sie glauben, er sei ein mystisches Wesen. „Man hat mich auch mit Steinen abgeworfen“, so Lalit. „Das war so unfair gegenüber einem Kind, das nicht wusste, was falsch an ihm ist.“
Hypertrichose ist sehr selten
Lalits Erkrankung ist offiziell als Hypertrichose bekannt und bezeichnet einen übermäßigen Haarwuchs. Wie das Bundesministerium für Gesundheit auf seiner Website „gesund.bund.de“ schreibt, kann der Haarwuchs am ganzen Körper auftreten oder, wie bei Lalit, auch nur körperlich begrenzt sein. Hypertrichose sei nur selten erblich veranlagt, heißt es weiter, oft seien Medikamente und Hormone Ursache für den Haarwuchs.
Wie viele Fälle es von Hypertrichose weltweit gibt, ist jedoch unbekannt. Im Internet variieren die Zahlen zwischen 50 und 100 Fällen in den letzten 500 Jahren.
Rein medizinisch betrachtet sei es allerdings nicht nötig, das Syndrom zu behandeln. Durch den übermäßigen Haarwuchs entstehe an sich kein gesundheitlicher Nachteil. Wer sich damit unwohl fühle, könne jedoch mit Enthaarungscreme arbeiten oder sich die Haare auch rasieren oder von einem Experten dauerhaft entfernen lassen.
"Ich bin einzigartig"
Lalit hat mittlerweile gelernt, mit seinem Haarwuchs auszukommen. Er geht wie jeder andere Teenager in seinem Dorf auch in die Schule und hilft nachmittags seinem Vater auf dem Feld. In seiner Freizeit wiederum erzählt er seinen 104.000 Followern auf Instagram von seinem haarigen Leben.
„Ich bin einzigartig“, sagt Lalit, „und jeder hier hat sich mittlerweile mit meinem Aussehen arrangiert.“ Seine Freunde unterstützen ihn bei seiner Influencer-Arbeit. „Ja, ich bin anders, aber in den meisten Fällen ist unsere Andersartigkeit auch unsere größte Stärke. Ich bin stolz, ich zu sein.“ Und er hat einen wichtigen Appell an alle andere Menschen: „Behandele andere immer mit Güte, du weißt schließlich nicht, was sie gerade durchmachen.“ Und sei immer glücklich, das mache andere ebenso glücklich. (jbü)


