"Gypsy King" träumt von "großer Yacht"
Fury-Rücktritt nach Kampf gegen Whyte? Wohl kaum!
Pressekonferenzen mit Schwergewichts-Champion Tyson Fury sind traditionell eine Schau – auch, wenn der Gegner nicht mal da ist. In Abwesenheit seines Herausforderers Dillian Whyte haute der „Gypsy King“ beim ersten PR-Stelldichein vor dem britischen Duell am 23. April in London mal wieder mächtig auf die Kacke. In den Ukraine-Krieg werde er, Tyson Fury, ziehen, sobald England oder die USA involviert seien. Und seine Karriere nach dem Whyte-Fight beenden, kündigte der 2,06-Meter-Riese an. Ob Fury letzteres wahr macht und sich tatsächlich auf einer „großen Yacht“ zur Ruhe setzt, ist allerdings fraglich.
Rücktritte gehören zum Geschäft
"Das wird der letzte Kampf meiner Karriere sein", trötete Fury in London. "150 Millionen Dollar auf der Bank, jung, gesund. Ich werde mir eine riesige Yacht im Ausland kaufen."
Fury also bald schon weg von der Box-Bildfläche? Eher nicht! Gewiss, der 33-Jährigen hat den Faustkampf-Gipfel erreicht und zuzutrauen ist Fury sowieso alles. Aber: Rücktritts-Ankündigungen gehören zum Boxen wie Haken auf die Leber. Zumal bei Fury: Der hatte seine Karriere gefühlt künftig schon hundert Mal „nach dem nächsten Kampf“ beendet – nur, um doch weiterzumachen.
Fury heizt Kampf gegen Whyte an
Die Einlage dürfte vielmehr dazu dienen, um den Kampf gegen Whyte anzuheizen. Die Botschaft an die britischen Fans: Achtung, ihr seht mich zum letzten Mal, also macht das Wembley-Stadion am 23. April auch bitte schön voll oder kauft brav ein Pay-per-View-Ticket.
Hintergrund: Furys Promoter Frank Warren hatte sich die Austragunsgrechte für Fury vs, Whyte bei der üblichen Versteigerung mit einem Rekordgebot von 41 Millionen Dollar gesichert. Und diese Millionen müssen natürlich wieder reingeholt werden. Ein sattes „Live Gate“ – also die Einnahmen aus dem Ticket-Verkauf – ist da genauso förderlich wie die Kohle, die im Bezahlfernsehen abgebaut wird.
Fury gegen Whyte wird in England bei BT Sport laufen und sollte erfahrungsgemäß um die 30 Pfund (knapp 40 Dollar) kosten. Kaufen rund eine Million Briten (was realistisch ist) das TV-Ticket, wären die 41 Millionen Dollar schon wieder in Warrens Kasse gespült. Von dem riesigen Dollar-Kuchen bekommt Fury übrigens 80 Prozent (fast 33 Millionen Dollar), Whyte streicht 20 Prozent ein (circa acht Millionen Dollar).
Mega-Fight gegen Joshua winkt noch immer
Und noch etwas spricht gegen einen Rücktritt des Weltmeisters: Für Fury ist das vom Verband WBC angesetzte Pflichtduell mit Whyte eigentlich nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu weitaus größeren und lukrativeren Kämpfen. Ein Kampf um die unumstrittene Krone mit Joshua-Bezwinger Oleksandr Usyk steht ob des Ukraine-Krieges und Usyks Einsatz in Kiew zwar in den Sternen.
Ein Kampf gegen Anthony Joshua würde die Box-Welt – und vor allem das Vereinitge Königreich – aber noch immer elektrisieren. Der Briten-Blockbuster sollte eigentlich schon im Sommer 2021 in Saudi-Arabien stattfinden. Dann aber funkte der Amerikaner Deontay Wilder dazwischen, den Fury im Herbst in Runde 11 in Las Vegas k.o. schlug.
Ein Kampf der britischen Rivalen wäre noch immer eine riesen Nummer – und ein Mega-Zahltag. Und großen Zahltagen waren große Boxer noch nie abgeneigt. Rücktritts-Ankündigungen hin oder her. (mar)