Der größte Herzschmerz meines Lebens

Toxische Beziehung: Als es vorbei war, lag ich drei Tage schreiend auf dem Küchenboden

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Manche Trennungen sind schnell verkraftet - doch bei manchen tut es auch noch nach Jahren weh. Foto: Symbolbild.
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von Louisa Noack

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber Liebeskummer ist ein ganz schön fieses Ding. Das Schlimme ist, dass es einen immer wieder erwischen kann. Und es kein Gegenmittel gibt.

Nach dem ersten Mal sagte er, ich sei nicht die Richtige

Ich kann mich an meinen allerersten Freund erinnern. Und zwar meine ich den, mit dem man seine ersten sexuellen Erfahrungen macht. Um im Bild der Frau zu bleiben: Der, der absolut der Richtige ist, mit dem man sein erstes Mal in voller Romantik verbringen möchte und mit dem am liebsten ein Leben lang zusammenbleiben will.

Ich war so verliebt in Jörg. So sehr. Er war frech, witzig, hatte tolle blaue Augen. Ich hatte viel von ihm gehört, in der Disko stand er plötzlich vor mir. Wir hatten beide - das war damals absolut im Trend - ein Leuchtstäbchen im Mund, so ein Knicklicht. Und nicht viel später tanzten wir, knutschten und waren ab diesem Moment ein Paar. Ich wusste: Der ist es! Meine Freundinnen hatten ES bereits hinter sich, ich wollte nun endlich nachziehen. Und Jörg war einfach der perfekte Mann dafür. Wir verbrachten bald eine Nacht miteinander, es passierte, ich war im siebten Himmel.

Bis er drei Tage später über einen gemeinsamen Freund (!) und Nachbarn ausrichten ließ, dass er mich nicht mehr sehen wolle. Dass er zu sehr an seiner Ex hängen würde. Dass ich nicht die Richtige bin. Ich wollte nur noch eins: sterben. Heulen, heulen und heulen. Und sterben. Und es dauerte so lange, bis ich darüber hinweg war. Ich würde sogar behaupten, dass ich erst viele Jahre später ein bisschen darüber hinweg kam. Nämlich, als ich mit vielen anderen Frauen und Mädchen gesprochen hatte und feststellte, dass die meisten von ihnen genau wie ich ein beschissene Story zu ihrem verdammten ersten Mal haben. Aber Sie merken ja: Der Schmerz ist irgendwie immer noch da.

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Bei Martin vergoss ich keine Träne

Einen Liebeskummer, den ich irgendwie gar nicht ausgelebt habe, war der mit Martin. Und das ist irgendwie sehr komisch. Wir waren nämlich so ein tolles Paar. Und irgendwann wussten wir beide, dass es vorbei ist. Ich ging studieren, Martin blieb in der Heimat. Unsere Wochenenden waren nicht mehr so schön wie unsere Beziehung vorher war. Und wir merkten es beide. Wir trafen uns kurz vor Weihnachten wieder, ich hatte Semesterferien, und wir wollten zuerst Weihnachten miteinander verbringen, dann zusammen in den Urlaub fahren.

Unser Wiedersehen war kühl, unser Abend mit Freunden eher anstrengend. Ich war müde und wollte nach Hause, Martin drückte mir einen fiesen Spruch, ob ich sonst im Studium mit meinen Kommilitonen auch so ein Langweiler wäre. Am nächsten Tag klingelte es; Martin stand bei meinen Eltern vor der Tür. Wir hielten unsere Weihnachtsgeschenke in der Hand. Wir schauten uns an. „Und wie soll es weitergehen?“ - „Ja, so nicht.“ Wir waren uns einig. Ich nahm das Geschenk, ging nach oben. Und das war’s. Keine Träne. Ein paar Jahre später dachte ich darüber nach. Es ist wirklich komisch. Denn ich habe ihn sehr geliebt. Aber die Trennung tat nicht weh.

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Ich war mir sicher: Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden!

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Der schlimmste Liebeskummer, der mich jemals getroffen hat, war der nach der Trennung von Michael. Vielleicht erinnern Sie sich - der Toxische-Beziehungs-Mann. Als Schluss war, riss es mir den Boden unter den Füßen weg. Ich heulte und schrie drei Tage lang und lag auf dem Küchenboden. Ich hörte traurige Musik und konnte weder schlafen noch essen. Mir ging es schlecht. Mit Durchfall und Kopfweh. Ich war mir sicher, ich bin es nicht wert, geliebt zu werden, bin hässlich, dumm und niemand wird mich jemals mehr anschauen. Niemals werde ich je einen neuen Mann finden. Allein bleiben für immer!

Selbst ein halbes Jahr nach der Trennung war ich weder fähig, mit Freunden darüber zu sprechen, ohne einen Heulkrampf zu bekommen, noch einem Mann irgendwie näher zu kommen. Alles Schweine. Michael hat meinem Herzen bis heute tiefe Narben zugefügt. Aber wie sagt man? Die Zeit heilte alle Wunden. Und ja, irgendwann habe auch ich kapiert, dass ich liebenswert, verdammt hübsch und saucool bin.

Ich habe wirklich Dramen hinter mir. Liebeskummer ist das, was ich nun wirklich gar nicht brauche. Niemand braucht das. Aber vielleicht doch, um sich selbst zu finden.