Deutschem Coach gelingt ein Novum„Finalisten-Macher" Tuchel schreibt Champions-League-Geschichte

Thomas Tuchel
Thomas Tuchel
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Nach dem Schlusspfiff an der Stamford Bridge jubelte er, lag sich mit seinem Trainerteam in den Armen. Er strahlte und klatschte sich zufrieden mit seinen Jungs ab. Aber Luftsprünge, Jubelschreie, Ausraster vor purer Freude und Erleichterung? Fehlanzeige. Dabei war Thomas Tuchel mit dem 2:0-Sieg im Halbfinal-Rückspiel seines FC Chelsea gegen Real Madrid etwas Historisches gelungen: Als erster Trainer der Geschichte steht er in zwei aufeinander folgenden Saisons mit zwei verschiedenen Clubs im Finale der Königsklasse.

Tuchel amüsiert: Alles richtig gemacht – oder nicht?

Auf die Bemerkung eines US-Reporters vom Sender CBS, dass ihm dieses besondere Trainer-Kunststück gelungen sei und er deshalb scheinbar etwas richtig gemacht haben müsse, reagierte Tuchel amüsiert: „Oder nicht, weil es nicht der gleiche Club ist.“

Erinnerungen werden wach an einen weit weniger fröhlichen Weihnachtstag bei den Tuchels. Es waren die frühen Morgenstunden des 24. Dezember 2020, als der 47-Jährige von seiner Entlassung als Trainer bei Paris Saint-Germain erfuhr. Und das nach einem 4:0-Sieg in der Liga gegen Straßburg.

Rückblick: Finale hin oder her, Tuchel bei PSG gescheitert

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Im Finale 2020 reichte es für Tuchel mit PSG nicht für den Sieg.
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Bei PSG soll es schon lange zwischen ihm und Sportdirektor Leonardo rumort haben. Ausgerechnet an jenem 24.12.2020 wurde auch ein Interview von Tuchel bei Sport1 veröffentlicht, in dem er die mangelnde Wertschätzung bei Paris ansprach. „Das fehlt ein bisschen“, gestand Tuchel damals.

Immerhin war der Henkelpott für den Club im Sommer zum Greifen nahe, nur der FC Bayern machte PSG im Finale (1:0) einen Strich durch die Titel-Rechnung. Trotzdem: „Wir hatten nie so das Gefühl, dass wir die Leute jetzt auch mal überzeugt haben und sie unsere Leistung anerkennen", so Tuchel. „Es macht einen auch manchmal ein bisschen traurig oder sauer.“

Vielleicht werden sie in Paris nun auch ein bisschen traurig sein, dass sie Tuchel haben gehen lassen. Die Pariser wird wahrscheinlich am Mittwochabend genau hingeschaut und beobachtet haben, dass der Ex-Trainer mit seinem neuen Team Chelsea das geschafft hatte, was PSG am Vorabend gegen Manchester City nun mal nicht gelang: der Finaleinzug 2021.

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Knapp fünf Monate später: Tuchel mit Chelsea auf Erfolgskurs

Ob es Tuchel dieses Jahr im Endspiel besser macht als in Lissabon damals? Der Deutsche sieht im Duell gegen Pep Guardiolas Citizens jedenfalls keinen Favoriten: „Ich freue mich drauf, das ist ein ganz klassisches 50:50-Spiel.“

Dass Chelsea das Guardiola-Team erst vor drei Wochen im FA-Cup-Halbfinale mit 1:0 besiegt hat, gibt den „Blues“ Selbstvertrauen. Dennoch dämpft Tuchel die Erwartungen: „Wir haben noch ein Ligaspiel dazwischen, in dem wir um die ersten Vier spielen und Pep Meister werden kann. Das ist nicht ganz einfach, aber nicht entscheidend für das Finale.“

Doch ganz egal, wie es am 29. Mai in Istanbul ausgeht. Geschichte hat Tuchel schon jetzt geschrieben.

ANA