Spektakulärer Kampf in Wiesbadener Auktionshaus Diese Briefmarken waren einem Bieter 90.000 Euro wert

Das Startgebot für die seltenen Rebellenmarken aus den Jahren 1850/51 lag im Wiesbadener Auktionshaus Köhler bei stolzen 40.000 Euro. Sie stammten aus der Sammlung des vermissten Tengelmann-Chefs Erivan Haub. Was dann folgte, überraschte alle: Ein Gefecht brach unter den Bietern aus und zog die Auktion in die Länge. Gesiegt hat ein unbekannter Käufer. Ihm waren die Briefmarken mehr als das Doppelte wert.
Briefmarken gehören zu den exklusivsten klassischen Markenausgaben des 19. Jahrhunderts
Für 90.000 Euro wurden die sogenannten Rebellenmarken am Samstag versteigert. Der Bieter wurde telefonisch von einem Agenten im Saal vertreten, wie die Sprecherin der Auktionshauses am Abend mitteilte. Das Startgebot für diese Marken lag bei 40.000 Euro. Aufgrund ihrer besonderen Geschichte gehören die Stücke den Angaben zufolge zu den exklusivsten klassischen deutschen Markenausgaben des 19. Jahrhunderts. Aufgrund ungeahnter Bietergefechte hatte sich die Auktion über den Tag in die Länge gezogen, wie es vor der Versteigerung der Rebellenmarken hieß.
Die Marken sind Teil der 5. Briefmarken-Versteigerung der Sammlung des ehemaligen Tengelmann-Chefs Erivan Haub. Sie sind ein Postwertzeichen der Unabhängigkeit oder des Aufstandes der Schleswiger und Holsteiner gewesen - je nach Sichtweise.
Die Herzogtümer Schleswig und Holstein erlangten Mitte des 19. Jahrhunderts während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1848 bis 1851) für kurze Zeit politische Unabhängigkeit von Dänemark. In dem Bestreben der Loslösung wurde die Einführung eigener Briefmarken angestrebt, teilte das Auktionshaus mit. Die „Postschillinge“ symbolisierten demnach für die Bevölkerung der Herzogtümer ein starkes Symbol der Unabhängigkeit.
Als die Marken am 15. November 1850 endlich verausgabt wurden, war Schleswig schon wieder unter dänischer Kontrolle. Deshalb kamen die Postschillinge nur in Holstein - das erst wenige Wochen später seine Unabhängigkeit wieder verlor - an die Postschalter. Die Dänen beendeten den Verkauf der Marken mit dem Schleswig-Holsteinischen Wappen den Angaben zufolge im März 1851.
„Auslandsbrief nach Shanghai“ für 115.000 Euro versteigert
Außerdem wurde ein „Auslandsbrief nach Shanghai“ aus Hannover für 115.000 Euro versteigert. Das Startgebot lag bei 15.000 Euro. Der Brief aus Hannover/Salzgitter wurde über Triest, Ägypten, mit Eseln und Kamelen durch die Sinai-Wüste und in Suez von britischen Postschiffen nach Shanghai befördert. Mit dieser bunten Fünffarbenfrankatur ist er den Angaben zufolge einer der bedeutendsten und seltensten Auslandsbriefe Hannovers.
Für 140.000 Euro wechselte ein „Brief an Deichgeschworene“ von 1861 - den Besitzer (Startgebot 30.000 Euro). Ein weiteres Unikat, das den Angaben zufolge zu großen Seltenheiten der Bremen-Philatelie gehört, wurde für 105.000 Euro versteigert. Der Startpreis lag bei 30.000 Euro. Ein 1861 von Bergedorf aus verschickter wertvoller Auslandsbrief erzielte 27.000 Euro. Den Brief, der nach Wien ging, zieren zwei Briefmarken, auf denen das Wort „Bergedorf“- heute ein Stadtteil von Hamburg - gut zu lesen ist. Das Startgebot lag bei 20.000 Euro.
Karl-Erivan Haub wird seit drei Jahren vermisst - RTL liegen Geheim-Dokumente vor
Vor knapp drei Jahren verschwand Tengelmann-Chef Haub spurlos bei einem Ski-Ausflug im Schweizer Zermatt. Alles deutete auf einen tragischen Bergunfall hin. Doch inzwischen glaubt in der Familie fast niemand mehr an einen Unfall. Reporter von RTL und ntv haben in dem Fall recherchiert – und Einblick in geheime Akten bekommen.

