Südrussische Tarantel breitet sich in Österreich aus - müssen wir auch Angst haben?

Oh oh! Wenn Sie Angst vor Spinnen haben, müssen Sie jetzt ganz stark sein. Die giftige Südrussische Tarantel breitet sich mehr und mehr in Österreich aus. Immer häufiger sollen die Spinnen dort gesichtet worden sein. Da stellt sich die Frage: Kommt die große Wolfsspinnenart bald auch nach Deutschland? Wir haben Experten befragt.
Von Katharina Meyer
Vier Zentimeter Körperlänge - mit den Beinen sind's sogar acht!
Auf Facebook informierte Bernhard Schütz, Umweltgemeinderat aus Bruckneudorf in Niederösterreich, darüber, dass immer mehr Exemplare der Spinne in der Gegend entdeckt wurden - und teilte die Bilder, die Arachnophobikern sicherlich den Angstschweiß auf die Stirn treiben.
Die Südrussische Tarantel ist mit rund vier Zentimetern Körperlänge (ohne die Beine!) die größte Spinne Mitteleuropas. Wahrscheinlich hat der Klimawandel sie westwärts gelockt, denn die Tarantel bevorzugt Trockenrasen als Lebensraum. Sind unsere heimischen Wiesen die nächste Heimat für die Giftspinne?
Kommt die Südrussische Tarantel auch nach Deutschland?
"Nein, wohl nicht", versichert uns Spinnen-Experte Theo Blick von der Arachnologischen Gesellschaft auf Nachfrage. "Gerade diese Art hat starke Schwankungen ihres Arealrandes. Sie wurde meines Wissens nach auch früher schon mal in Österreich gefunden", zeigt er sich nur wenig überrascht von ihrem Auftauchen in unserem Nachbarland. Wir sind also vor der Südrussischen Tarantel erst einmal sicher - oder?
Blicks österreichischer Kollege Dr. Christian Komposch, Spezialist für Spinnentierkunde am Institut für Tierökologie und Naturraumplanung in Graz, meint: "Die Klimaerwärmung hilft der Art. Es kann sein, dass sie weiter Fortschritte Richtung Westen macht, die Wahrscheinlichkeit ist allerdings nicht sehr hoch."
Warum man nicht von einer "Invasion" sprechen sollte
Das liegt vor allem daran, dass die Südrussische Tarantel vom Aussterben bedroht ist. Laut Komposch ist die Art schon lange auch in Österreich beheimatet. Allerdings nur in einem kleinen Zipfel im äußersten Osten. "Die Spinne verliert ihre Lebensräume, die Population nimmt ab." Der Arachnologe gibt allerdings zu bedenken, dass man vorsichtig sein muss, von einer "Invasion" der Tarantel zu sprechen. Sollte es wirklich vermehrte Sichtungen dieser Spinnenart gegeben haben, bleibe nach wie vor die Frage, ob es sich wirklich um eine Population handelt oder sich bloß ein Tier verirrt hat. "Auch, ob es wirklich diese Art ist, ist unsicher", erklärt er uns. "Es gibt mehrere größere Taranteln in Österreich."
Was tun, wenn Sie einer Tarantel begegnen oder sogar gebissen werden?
Doch selbst wenn Ihnen mal eine dieser Spinnen über den Weg laufen sollte, besteht kein Grund zur Beunruhigung. Gefährlich kann uns die Südrussische Tarantel nämlich nicht werden. "Fast alle einheimischen Spinnen haben Gift, sind aber vollkommen ungefährlich für die Menschen", meint Theo Blick. Dr. Christian Komposch fügt hinzu: "Taranteln haben einen schlechten Ruf aufgrund von Verwechslungen mit der Schwarzen Witwe."
Wenn sie mal zubeißt, so Komposch, dann höchstwahrlich ohne ihr wertvolles Gift abzusondern - und sowieso nur, wenn man sie festhält oder in die Enge treibt. "Das gibt einen kurzen, heftigen Schmerz, eine Rötung und eine Schwellung - im Maximalfall Fieber", so Komposch. Eine ärztliche Behandlung ist laut des Spinnen-Experten nicht nötig. Einen Biss könne man einfach mit einer hohen Kalziumdosis (z. B. durch Brausetabletten aus dem Drogeriemarkt) und mit Hitze behandeln.
Das Fazit des Spinnen-Experten: "Es muss sich niemand fürchten. Das ist eher wie ein angenehm gruseliger Horrorfilm." Na dann!