Bezahlung und Arbeit im Haushalt ungleich verteilt

Studie zeigt: Frauen in der Arbeitswelt noch immer benachteiligt

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Vor dem Gesetz sind Männer und Frauen gleich, im täglichen Leben ist das jedoch noch längst nicht in allen Bereichen angekommen. Wie eine aktuelle Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, gibt es zwar in vielen Bereichen Verbesserungen, trotzdem haben Frauen im Arbeitsleben gegenüber Männern oft das Nachsehen.

Bei der Bildung haben Frauen die Männer leicht überholt

Dabei sind Männer und Frauen grundsätzlich gleich gut aufgestellt: In der schulischen Bildung haben Frauen die Männer sogar leicht überholt. Auch beim Abitur gibt es zudem die gleiche Quote an Absolventen. Deutliche Unterschiede gibt es allerdings bei der Art des Berufs. Viel häufiger als Männer üben Frauen Arbeiten im Dienstleistungsbereich aus. Sie haben oft Jobs im kaufmännischen oder medizinischen Bereich. Männer hingegen dominieren im Handwerk mit mechanischen Berufen. In nur 6 von 25 wichtigen Berufen überwiegt die Anzahl der weiblichen Angestellten – dort gibt es einen Frauenanteil von mindestens 70 Prozent.

72 Prozent der Frauen sind berufstätig

Bei den Zahlen der Erwerbstätigen zeigen sich zwischen Männern und Frauen immer noch deutliche Unterschiede. Und das obwohl sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges getan hat: Noch 1991 lag der Anteil der arbeitenden Frauen bei nur 57 Prozent. Heute sind 72 Prozent der Frauen erwerbstätig und 80 Prozent der Männer.

Bei der Art der Anstellung gibt es eine größere Kluft zwischen den Geschlechtern. Fast zwei Drittel der Minijobber in Deutschland sind Frauen. Dagegen machen sich Frauen immer noch seltener als Männer selbstständig: Ihr Anteil unter den Freiberuflern liegt bei einem Drittel.

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Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer

ARCHIV - 16.11.2011, Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin: Eine Gebäudereinigerin wischt den Flur in einer Schule.   (zu dpa "Immer mehr Hartz IV für Menschen in Arbeit" vom 28.09.2018) Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Frauen tragen ein deutlich höheres Risiko als Männer, im Niedriglohnbereich zu arbeiten.
jbu hpl cas bra lre tba, dpa, Jens Büttner

Frauen verdienen noch immer weniger als ihre männlichen Kollegen – um die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen ist es damit auch heute nicht gut bestellt. Frauen verdienen im Durchschnitt 21 Prozent weniger die Stunde als Männer. Der deutsche Gender Pay Gap liegt damit übrigens deutlich über dem europäischen Durchschnitt. In den vergangenen vier Jahren ist der Lohnabstand allerdings leicht gesunken. Als Hauptgrund dafür nennen die Autoren der Studie die Einführung des Mindestlohns.

Trotzdem tragen Frauen ein deutlich höheres Risiko als Männer, im Niedriglohnbereich zu arbeiten – auch wenn beide Seiten in Vollzeit beschäftigt sind. Frauen bekommen also für die gleiche Anzahl gearbeiteter Stunden weniger Geld als Männer. Die geringere Bezahlung in jüngeren Jahren macht sich auch im Alter bemerkbar. Zwischen Männern und Frauen klafft eine große Rentenlücke. Frauen beziehen im Schnitt eine um mehr als die Hälfte niedrigere Rente als Männer. Dieser sogenannte Gender Pension Gap lag im Jahr 2015 bei 53 Prozent.

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Mehr Teilzeit und mehr Haushalt

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In Familien arbeiten die Väter häufig Vollzeit, die Frauen in Teilzeit. Aber: Die Ganztagsbetreuungsquote für Kinder steigt stark an.

Ein weit verbreitetes Modell unter Frauen ist seit vielen Jahren die Arbeit in Teilzeit: fast jede zweite Frau arbeitet die halbe Stundenzahl. Nur jeder zehnte Mann arbeitet wöchentlich weniger als 32 Stunden - Männer arbeiten dadurch im Schnitt 8,2 Stunden mehr die Woche als Frauen. Vor allem in Haushalten mit Kindern hat es sich offenbar durchgesetzt, dass Väter mehrheitlich voll und Mütter häufig in Teilzeit arbeiten.

Neben der bezahlten liefert aber auch die unbezahlte Arbeit im Haushalt oder in der Kinderbetreuung interessante Ergebnisse. Die Hauptlast dieser unbezahlten Arbeit lastet nämlich auf den Frauen – und das sogar auch, wenn sie in Vollzeit arbeiten. Frauen sehen sich dadurch häufiger als Männer einer enormen Doppelbelastung ausgesetzt.

Bergauf geht es zumindest bei der Kinderbetreuung. Die Ganztagsbetreuungsquote von Kleinkindern ist in den vergangenen zehn Jahren stark angestiegen. Auch nutzen immer mehr Väter das Elterngeld und Männer nehmen sich auch zunehmend mehr Zeit für die Pflege von Angehörigen.